Freitag, April 21, 2006

Barcelona ist in greifbare Nähe gerückt...

Blick auf den Inn in Passau
In genau fünf Tagen werde ich am Flughafen München einchecken: "Barcelona, one-way bitte. Rückflug offen." Und dann hat mich meine neue alte Heimat wieder.

An dieser Stelle möchte ich für alle, mit denen ich nicht jede Woche telefonieren kann, meine Gedanken und Erlebnisse niederschreiben, Fotos veröffentlichen, Kommentare erhalten, ... Ein virtuelles Tagebuch? Online im Netz, für jeden zugänglich? Warum nicht. Hat uns die Flut an Kunden-Bonusprogrammen (siehe Payback, Miles-and-more) nicht schon längst zum 'Gläsernen Bürger' werden lassen? Dann werde ich jetzt hiermit dem Topf nur noch den Deckel aufsetzen!

Ich werde in Deutsch schreiben, meiner Muttersprache, weil ich mich da einfach am sichersten fühle, am besten ausdrücken kann. Es tut mir leid für all meine Freunde, die vielleicht nur Englisch oder Spanisch verstehen. Dann müssen wir doch wieder auf das Telefon zurückgreifen :-)

Passau von der Veste Oberhaus aus
Heute ist Freitag. In drei Tagen werde ich meine letzte Diplomprüfung erfolgreich!! absolvieren. Dann trennt mich nur noch knapp ein halbes Jahr vom Titel der Diplom-Informatikerin. Und dann? Ich weiß es noch nicht, es ist noch zu früh um sich darüber Gedanken zu machen. Natürlich gibt es vage Zukunftspläne, Optionen, Wunschvorstellungen, aber gerade bei meiner Suche und Anerkennung der Diplomarbeit habe ich gemerkt, dass sich die Zukunft sowieso alle fünf Minuten ändern kann. Ich habe mich schon in der Nähe von Darmstadt im Büro von Procter&Gamble gesehen, hätte die Möglichkeit Siemens in München akzeptiert, und dann ist es doch Barcelona geworden... Zufälle, Mutationen unserer eigenen Lebensplanung.

Mein Zimmer in Passau ist derzeit in einem seichten geordneten Chaos versunken: Kisten, Tüten, Kartons. Viereinhalb Jahre war die Drei-Flüsse-Perle mein Zuhause und ich habe mich hier pudelwohl gefühlt. Jetzt ist jeder Gang an die Uni, jedes Spazieren am Inn, jedes Flanieren durch die Fußgängerzone ein kleiner Abschied. Natürlich werde ich schon im Juni wieder eine Woche hier sein um mit meinem Professor über meine Diplomarbeit zu reden, eine Präsentation in seiner AG zu halten, nach Literatur in der Bibliothek zu suchen... aber es wird nicht das gleiche sein. Viele meiner Freunde haben sich schon aus dem Staub gemacht, andere müssen noch durchhalten, doch eines Tages wird jeder vor einem Neuanfang stehen und genau nachvollziehen können, wie ich mich gerade fühle. Neue Stadt, neue Arbeit, neues Leben, neue Leute, neue Wohnung... nur mein Mann bleibt gleich! Und das ist wohl auch einer der Gründe, warum ich es etwas einfacher als viele andere haben werde.

Die Veste Oberhaus
Ich werde jetzt mein sonnenbebrilltes Haupt ein letztes Mal in die Mensa tragen. Natürlich wird der 'Fraß' wie immer sein. Die Köche wissen ja auch nicht, dass ich gehe. Warum hat Passau gleich nochmal den 2. Platz für die Mensa des Jahres bekommen? Also, die Sauce vom Schnitzel - Basis immer gleich, nur manchmal schwimmen pilzähnliche Gebilde darin - kann es nicht gewesen sein, denn die verursacht bei gestressten Studis mit nervösem Darm Durchfall oder wenigstens Bauchgrummeln! Zurück zu den Reisschälchen... Ach, jetzt fällt es mir wieder ein. Es war das Ambiente, die Atmosphäre und wahrscheinlich der Anblick sonnengebräunter selbstverliebter Gucci-Herren und Dior-Häschen auf dem Catwalk vom Mensakarten-Automaten zur Essensausgabe.

An guaten!