Montag, Januar 03, 2011

Piff, paff, puff - sauber die Luft?

zitiert von www.tagesschau.de

"Es ist das strengste Rauchverbot in Europa: Bis jetzt ziemlich locker gehandhabt, ist seit heute in Spanien das Rauchen nicht nur in Bars und Kneipen verboten, sondern teilweise sogar unter freiem Himmel - etwa auf Schulhöfen und in Innenhöfen von Krankenhäusern. Die Spanier reagieren gespalten.

Massimo ist richtig sauer. Er steht an einer Ampel, mit der Zigarette in der Hand und kann sich über das neue Anti-Raucher-Gesetz in Spanien gar nicht genug aufregen. "Wir sind hier in einem Land, wo schon 15-Jährige Kokain konsumieren; und dann so etwas, das ist doch total absurd. Klar, dass man verbietet, in öffentlichen Gebäuden zu rauchen, aber in einer Bar, total absurd." Und auf die Frage, ob er sich als Bürger zweiter Klasse fühle, zuckt er erst mit den Schultern, zieht an seiner Zigarette und stapft zornig weiter, kommt dann noch mal zurück und sagt: "Klar ist das so, man hat das Gefühl, der Tabak ist an allem schuld hier, am Terrorismus, an der Arbeitslosigkeit, an allem eben."

Mit der neuen Regelung setzen sich die Spanier an die Spitze der Rauchverbote in Europa. Rauchen ist in Zukunft weder in Gaststätten oder Bars noch etwa in eigens dafür benannten Räumen erlaubt. Es wird auch in Restaurants und Kneipen verboten, genauso wie in Klinik-Innenhöfen, vor Krankenhäusern und auf Spielplätzen, dazu gilt weiter wie bisher ein Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden.

Bei José Luís, einer Bar, sitzen morgens schon die ersten Gäste. Der Kellner mag nichts sagen zum neuen Gesetz. Da müsse er sich erst mal einlesen, meint er, was das genau bedeute, aber ein Gast sagt: "Wir sind tolerante Nichtraucher." Und draußen auf der Straße bleibt die Stimmung geteilt: Einer meint im Vorbeigehen: "Super, weniger Rauch, mehr Gesundheit!" Ein anderer sagt: "Soll doch jeder rauchen, wo er will." Und Xavier, der vor einem Jahr aufgehört hat mit dem Rauchen, meint, das Gesetz sei vielleicht ein bisschen streng und eine schrittweise Einführung wäre besser gewesen. "Klar ist jedenfalls, dass der Mentalitätswechsel hier sehr langsam sein wird", ist er sich sicher.

Für deutsche Touristen wird sich natürlich auch einiges ändern, aber immer hin am Strand wird das Rauchen laut Auskunft des Gesundheitsministeriums weiter erlaubt bleiben, Hotels können separate Raucherzimmer ausweisen. Der spanische Hotel- und Gaststättenverband kritisiert die neue Regelung als viel zu hart und erwartet Umsatzeinbußen von mindestens fünf bis zehn Prozent. Die Tabaklobby spricht gar davon, die Raucher zu Bürgern zweiter Klasse zu machen. Doch die Zahlen sind beachtlich, immer noch sterben nach offiziellen Angeben mehr als 53.000 Menschen jährlich in Spanien an den Folgen des Tabakkonsums.

Und weil natürlich alle wissen, auch die Raucher, dass Rauchen nicht gesund ist, ist vielleicht die Haltung von "Pepi" die pragmatischste. Auf die Frage, was sie von dem neuen Gesetz halte, sagt sie lächelnd und gut gelaunt: "Das ist sehr fatal, weil ich ja Raucherin bin", sagt dann aber: "Für die Gesundheit ist es natürlich besser, und deswegen muss man es am Schluss respektieren." Und so werden sich auch die Spanier wohl irgendwann daran gewöhnen, ein Land von Nichtrauchern zu werden."