Montag, Juni 28, 2010

Kriegsähnliche Zustände

Sommersonnenwende, Johannistag, Midsommar: Unterschiedliche Namen für ein und dieselbe Festlichkeit Ende Juni. Besonders in Nordeuropa wird dieser Tag groß gefeiert, doch auch in den Alpen gibt es Johannisfeuer und die Spanier dürfen sowieso bei keiner fiesta fehlen.

Sind die Ursprünge, Absichten und Symbolik der Feuer einleuchtend dokumentiert, habe ich aber nach einer kurzen, keineswegs vollständigen, Dokumentation bei Google, Wikipedia & Co immer noch nicht in Erfahrung bringen können, was Böller, Knaller und sonstiges pyrotechnisches Spielzeug bezwecken sollen.

Seit Anfang Juni wurde es hier für drei Wochen in kleinen Buden zum Verkauf angeboten. Und die Leute kaufen. Und kaufen. Und kaufen. Und böllern und knallen und lärmen. Natürlich auch seit Anfang Juni. Als hätten sie die feste Absicht das Krisengerede zu überdröhnen, die hohe Arbeitslosenquote zu beschießen, die Mehrwertsteuererhöhung explodieren zu lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Sommerferien bereits begonnen haben und Kinder und Jugendliche somit Tag und Nacht zur freien Verfügung haben. Die WM tut ihr übriges.

In der Nacht zu Sant Joan (23. Juni) haben wir mit Einbruch der Dunkelheit all unsere gut schallisolierenden Fenster geschlossen und somit den Lärm ausgesperrt. Im Minutentakt hat es irgendwo "krawumm" gemacht. Schlimmer kann ich mir die Geräuschkulisse bei einem feindlichen Angriff auch nicht mehr vorstellen. Am nächsten Tag hatten Müllabfuhr und Stadtreinigung scheinbar auch Feiertag, wobei sie sonst jeden Sonntag unterwegs sind. Bürgersteige, Spielplätze und Parks waren wie jedes Jahr übersät mit Knallerresten, Böllerüberbleibseln und sicher auch Blindgängern.

Von mir aus, sollen sie einen Tag all ihre Sorgen vergessen, sich am Strand zusammenrotten und meinetwegen besinnungslos betrinken. Aber gestern haben sie geknallt, heute haben sie geknallt und morgen werden sie knallen. Beim nächsten WM-Beitrag von Spanien werden sie knallen... WARUM?