Mittwoch, Januar 19, 2011

Meine Bar, mein Bäcker, meine Bettlerin

Da sitzt sie, tagein tagaus, vor der automatischen Gleittür des Lidl. Manchmal hat sie sogar einen Korb dabei, in welchen sie die ihr gespendeten Lebensmittel schichtet. Im Plastikbecher zu ihren Füßen bedecken kleine Münzen zu jeder Tageszeit gerade so den Boden. Ich denke, sie kommt aus Bulgarien oder Rumänien, spricht jedenfalls nur gebrochen spanisch und hat sicherlich vier Kinder zu Hause, die frieren und hungern. Genauso wie alle anderen auch.

Es werden nicht mehr bittende Hände vor Supermärkten, in Zügen oder auf öffentlichen Plätzen seitdem Spanien mitten in der Wirtschaftskrise steckt. Aber auch nicht weniger. Manche versuchen sich vergeblich einen klitzekleinen Reststolz zu bewahren, andere sind offensichtlich abgebrüht und fast unverschämt. Auch das Gewerbe der Müllsucher floriert, sie steigen bisweilen komplett in die großen Container auf der Suche nach brauchbaren Überresten. Kupferkabel von Elektronikschrott sind besonders begehrt. Muss man anderswo mühevoll Sperrmüll beantragen - und sicher auch zahlen - stellt man hier seine ausrangierte Habe einfach an den Straßenrand, gut sichtbar neben die Müllcontainer. Ziemlich sicher ist sie dann innerhalb einer Stunde entweder abtransportiert oder zumindest zerlegt.

Soll ich ihr nun etwas geben, der Bettlerin vor dem Lidl? Jedesmal wenn ich einkaufen gehe? In unregelmäßigen Abständen bringe ich ihr Grundnahrungsmittel mit, ein paar Bananen oder Äpfel, am Montag Joghurt. Als sie bei dieser Gelegenheit aber zusätzlich nach meinen Croissants griff, fand ich das dreist!

1 Comments:

Blogger kamikitty said...

hm, ja, kenne ich, den Zwiespalt, und habe auch keine für mich zufriedenstellende Lösung gefunden...
Knuddel!

10:09 AM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home