Auf Geschäftsreise in Wien
Und so verging der Freitag… Ralf hatte ein Flugticket, das er nicht nutzen konnte, weil er ja selbst gerade auf „Weltreise“ ist – geschäftlich natürlich. Und das musste noch auf meinen Namen umgebucht werden. Barcelona – Bratislava – Bus-Shuttle – Wien – Bus-Shuttle – Bratislava – Barcelona. Mit Sky Europe. Ein Billigflieger.
Am Samstag Nachmittag dann grünes Licht. Der Flug war geändert, der Bus-Shuttle reserviert, mein Ansprechpartner bei Frequentis informiert. Ich habe dann noch ein Hotel reserviert und am Sonntag in der Früh war ich am Flughafen. Beim Einchecken lauter übel nach Schweißausdünstungen riechende Slowaken – ich kenne keine Slowaken, aber die waren unsympathisch! – edle Wiener Ladies, die zwischen den restlichen Backpackern (Haben die früher nicht mal Interrail gemacht?) einfach nur fehl am Platz wirkten. Und Kerstin – deren Name nicht im System auftauchte, die Passagierliste war nicht auf dem aktuellsten Stand.
Ich hatte aber die Bestätigungs-Email von Ralf erhalten. Irgendwann kam dann ein „supervisor“, Telefonate, ratlose Blicke, mein Fingertrommeln auf die Reservierungsnummer, weitere Telefonate, Winken mit dem Pass – ja, ein Reisepass macht den Transfer durch die Slowakei um vieles einfacher – die Zeit rann davon. Der Flug sollte um 10:30 Uhr starten, Boarding ab 10:00. Um 10:15 wurde mein Flugticket aus dem Drucker gelassen. Gott sei Dank nur Handgepäck. Freundlich habe ich mich beim Sicherheitscheck nach vorn gedrängelt (In Barcelona stehen da immer endlose Schlangen!) und war rechtzeitig am Gate. Der Flieger war ziemlich voll, neben mir ein netter Mazedonier (Informatiker!), der schon lange in Österreich lebt und gerade von der Karate-Europameisterschaft in Barcelona kam.
Dann die Ankunft in Bratislava. Kennt jemand den Flughafen Karlsruhe/Baden? Die zwei sind durchaus vergleichbar was die Größe angeht. Eiligen Schrittes vorbei am Passkontrolleur mit wichtigem Gesicht und grimmigen Augen in Richtung „Eurolines“. Gut, dass ich nur Handgepäck hatte, denn Ralf hatte den Bus ohne Pufferzeit gebucht und dieser Bus wartete auch nicht. Ich war die letzte die einstieg und Abfahrt.
Der erste Eindruck von Bratislava aus dem Busfenster – IKEA, Siemens, McDonalds und Opel. In genau dieser Reihenfolge. Am Horizont Reihen DDR-gleicher Betonblockbehausungen. Ost trifft West, Farbe mischt sich mit Schwarz/Weiß, die heiß ersehnte Ankunft der freien Marktwirtschaft. Ich weiß zu wenig über die Slowakei, aber dass Kaufkraft und Anzahl der Werbeplakate proportional zueinander sind, wage ich zu bezweifeln. Fünfzehn Minuten später haben wir die Grenze passiert – eine weitere Passkontrolle. Und ich dachte in der neuen EU sind die Grenzen offen… Eine Stunde später Ankunft in Wien.
Mit meinem Hotel habe ich keinen Glückstreffer gelandet, aber es ist sauber. Im 10. Bezirk zwischen Solarium, Sex-Shop und Döner-Bude. Entsprechendes Klientel inbegriffen. Aber die zwei Japaner am Frühstückstisch wussten es vorher bestimmt auch nicht besser. Das Wetter ist leider nicht so toll. Was ist das für ein Sommer? Ich bin zu sonnenverwöhnt. Ich merke das schon. Wolken, eine kühle Brise und Nieselregen nahmen mich in Empfang. Trotzdem habe ich am Nachmittag die Hauptrouten der Stadt zu Fuß erkundet. Danach taten mir zwar die Füße weh, aber ich hatte das Gefühl, alles wieder einmal gesehen zu haben. Stephansdom, Graben, Kärntner Straße, Heldenplatz, Kunsthistorisches Museum, Oper, Rathaus, Volksgarten, Museumsquartier, Maria-Hilfer-Straße bis Westbahnhof und zurück. Leider war Sonntag und danach auch noch Pfingstmontag und alle Geschäfte geschlossen und viele Cafés und Restaurants auch.
Wien ist eine der überschaulicheren Hauptstädte, verglichen mit Barcelona eine Oase der Ruhe. Und Barcelona ist nicht einmal Hauptstadt. (Na gut, von Katalonien – sonst fühlen sich die Katalanen wieder in ihrem Nationalstolz verletzt!) Vieles war mir noch im Gedächtnis, obwohl es schon fast zwei Jahre her ist, dass ich hier Praktikum gemacht habe. Pfingstmontag war ich kurz in einem Internet-Cafe um nach kostenlosen WLan-HotSpots zu suchen und kurz darauf fand ich mich in einem sehr gemütlichen arabischen Restaurant auf der Couch wieder – bei Chai-Tee, Humus, Tabule und Baklawa beim Bloggen.
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