Sonntag, Oktober 28, 2007

Nationalsch... tolz!?

"Benvinguda als Estudiants Internacionals de Prostgrau". So lautete der Titel der Veranstaltung am 18. Oktober im unieigenen Kinosaal. Ein offizielles Willkommen für die internationalen Doktorandenstudenten. Auf katalan. Für die Leute aus aller Welt... die manchmal kaum spanisch sprechen, weil es für einen Master oder PhD einfach nicht Voraussetzung ist, denn an fast allen Lehrstühlen kann man auch auf englisch kommunizieren.

Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch bin ich mit einigen Master-Kommilitonen trotzdem hingegangen. Von den 13 Master-Studenten am Lehrstuhl für "Computer Architecture and Operating Systems" sind wir 12 Ausländer und ein "Quoten-Katalane" :)

Die Veranstaltung ließ sich auf spanisch an. Einmal kurz wurde in die Runde gefragt, wer kein spanisch versteht. Circa der halbe Saal meldete sich, aber das war anscheinend kein Grund, die Sprache zu wechseln. Bei mir wurde die erste Gänsehaut sichtbar, in der Reihe vor uns erstes unruhiges Gemurmel.

Zielbewusst und gewohnt spanisch-rasant wurden wir an der wunderbaren einzigartigen UAB begrüßt. Was wir für ein Glück hätten, dort studieren zu dürfen. Privilegiert seien wir. Einzigartige Zukunftsaussichten lägen vor uns. Meine Gänsehaut war ausgereift und mein Hals begann langsam anzuschwellen. Einige Asiaten in den vorderen Reihen warfen sich fraglose Blicke zu.

Und plötzlich wurde mein Hals ziemlich dick: Als nämlich ein Ecuadorianer und eine Mexikanerin von ihren Integrationserfahrungen an der Uni und in Katalonien berichteten. Weiterhin auf spanisch. Ich habe wirklich nichts gegen Latinos, aber für mich ist das so, als ob ich als Deutsche einen Diskurs in Wien halte... über meine Integrationsbestrebungen. Auf deutsch: lächerlich! Was sollen da ein Japaner, ein Marokkaner, ein Engländer sagen? Deren Muttersprache nicht spanisch ist!

Aber vielleicht läuft das hier so in Katalonien... Es gab ja nicht umsonst den Gesetzesvorschlag, den Zutritt zur Uni per Sprachtest zu regeln: Nur wer katalan beherrscht, sollte studieren dürfen. Spanier wie Ausländer gleichermaßen von der Regelung betroffen. Forschung adé, Diskriminierung hallo. Nach zwei Tagen wurde der Vorschlag wieder fallen gelassen. Aber allein der Gedanke, dass es Leute gibt, denen diese Ideen im Kopf herumspuken... noch einmal: lächerlich!