Sonntag, Januar 20, 2008

Eine ganz normale Woche

Donnerstag, 10. Januar
Vormittag in der Stadt verbracht um die Dokumente von den beglaubigten Übersetzern abzuholen. Bus, laufen, Metro, Bus, laufen, Zug, ... (Diplomurkunde zur Vorlage in der Uni von deutsch nach spanisch - 2 Seiten zusammen 40 Euro. Heiratsurkunde zur Vorlage im Konsulat bei der Beantragung des Reisepasses fürs Baby (Es fehlen sicher noch 10 weitere Dokumente plus biometrisches Foto, klar!) von französisch nach deutsch - 1 Seite für 60 Euro! Wie wird man am besten beglaubigter Übersetzer??) Vortag von Mateo Valero (81 Seiten Lebenslauf!?) verpasst, dem Guru auf dem Gebiet der Computerarchitektur. Nachmittags von halb vier bis abends halb neun Vorlesungen an der Uni.

Freitag, 11. Januar
Zeitig in der Uni gewesen um mit meiner Thesis voranzukommen. Nachmittags von halb vier bis abends halb neun Vorlesungen. Essen. Jahreserklärung zur Mehrwertsteuer für 2007 fürs Finanzamt vorbereitet. Ich war ja mal selbstständig!

Samstag, 12. Januar
Konnte um acht nicht mehr schlafen. Bäcker, Zeitungskiosk, Obstladen. Kaffee, frisch gepresster Orangensaft, Baguette. Bücher in der öffentlichen Bibliothek zurückgeben. Endlose Reihe von Babyläden durchforstet auf der Suche nach Kinderbett und Kinderwagen. Sehr gut aufgehoben gefühlt im Palacio del bebé und dort Gutschein für professionelles Bauch- sowie Babyfoto abgestaubt. Ansonsten kann ich nur sagen: Windelmafia!! Die stecken alle unter einer Decke. Da Eltern dazu neigen, nur das beste, schönste und sicherste für ihr Kind zu kaufen und Qualität ja immer ihren Preis hat, ist es nicht schwer einen Standardkinderwagen für 400 - 600 Euro an den zukünftigen Papa zu verkaufen. Die Version Porsche und Mercedes ist ab 800 Euro aufwärts zu haben. Atemnot! Entscheidung auf später vertagt, nur ein Bettchen mitgenommen. Abends Sushi essen im Kirin mit Alice und Lucie. Danach Spätvorstellung im Kino von "Abbitte" (Auch schon bei uns im Kino!). Halb vier todmüde ins Bett gefallen...

Sonntag, 13. Januar
Ausschlafen, frühstücken, Wohnung putzen, spazieren gehen, Wäsche waschen, überfällige Emails beantworten, ausführlich über das Wohngeld informieren, das es seit Januar 2008 gibt. Ich habe Anrecht auf 200 Euro jeden Monat bis ich 30 bin!! Antrag ausdrucken, ausfüllen, fehlende Unterlagen zusammensuchen... Abends DVD "Venus" geschaut.

Montag, 14. Januar
Zeitig in die Uni gefahren. Kämpfe immer noch mit der Programmierung in C. Fühle mich ins Mittelalter zurückversetzt, da ich bisher an das bequeme Java gewöhnt war. Abends Kinderbett aufgebaut und gleich wieder abgebaut. Hatten extra eins mit Rollen genommen, damit man es bequem in unser Schlafzimmer oder das Wohnzimmer fahren kann, doch es passt durch keine unserer Türen! *hüstel* Termin für den Umzug in eine größere Wohnung für Ende Juli/Anfang August festgelegt. Kinderbett wird so lange aufgehoben. Werden Ausschau nach einer gebrauchten Wiege oder ähnlichem halten. DVD "Más extrano que la ficción" geschaut.

Dienstag, 15. Januar
Halb neun die Hebamme angerufen. Bin mittlerweile in der 31. Woche und habe immer noch keinen Termin für den Geburtsvorbereitungskurs. Der dauert bekannterweise 10 Wochen. Eine Schwangerschaft hat nur 40 Wochen... wenn alles nach Plan läuft! Wird also dringend Zeit, nen bisschen hecheln zu üben und über die Benutzung von Talkpuder zu streiten! Um zehn konnte ich zur Einführungsveranstaltung vorbeikommen. Wir waren vier Frauen, ich wurde dreimal gefragt, ob ich beim Spanisch auch mitkomm... Jahaa. Ab nächste Woche gehts dann wirklich los, jeden Dienstag Vormittag zwei Stunden. In die Uni gedüst. Infoveranstaltung zu Stipendien für Doktoranden in Deutschland und Österreich. Reinfall, da ich als Deutsche kaum ein Stipendium in Deutschland vom DAAD bekommen werde. Naja, hätte ja sein können. Vielleicht klappts ja in Wien. Würden gern einen 3-6 monatigen Forschungsaufenthalt während der Doktorarbeit in einem anderen Land einschieben. Wollte endlich den MobyWrap (Tragetuch) bestellen und da der Dollar grad so günstig steht, kommt man mit dem Original vom Hersteller trotz Versandkosten immer noch günstiger, als bei einem Zwischenhändler in Deutschland oder Spanien. Problem: Spanien steht als Land bei der Online-Bestellung nicht zur Auswahl. Email geschrieben, warte auf baldigen Lösungsvorschlag... Abends nochmal in der Stadt nach Kinderwagen Ausschau gehalten. Ein Model von Chicco in die engere Auswahl genommen. Preise im Internet verglichen. Ist ja auch noch Winterschlussverkauf bis Mitte Februar :)

Mittwoch, 16. Januar
Bin in der 32. Schwangerschaftswoche angekommen. Positive Randbemerkungen: Noch keine Schwangerschaftsstreifen - ich schwöre auf Massagen mit Luffaschwamm und danach eincremen mit Babyöl; noch keine nächtlichen Eskapaden weil die Blase an Platzangst leiden könnte; noch keine Rückenschmerzen; auffällig wenig Haarausfall - statt normalen 100 Haaren pro Tag vielleicht 10 - ein Hoch auf die Hormone, nach der Geburt rächt sich das bestimmt! Vormittag zum Finanzamt gefahren und die Mehrwertsteuererklärung eingereicht. Dann in die Uni, Bücher in der Bibliothek zurückgeben, internationalen Studentenausweis beantragen - Immatrikulationsbescheinigung vergessen :( Studentenausweis reicht nicht, weil der die Form und Funktion einer Visakarte hat und darauf nur deren Ablaufdatum notiert ist, nicht jedoch das Studienende! Anruf von Sidi: "Morgen tritt Miriam Makeba in Barcelona auf! Kannst du im Internet noch irgendwo Karten besorgen? Das wäre wunderbar, wenn Baby das hören könnte!" Kartenpreise rangierten zwischen 20 und 60 Euro pro Person. Direkt über die Caixa Catalunya gebucht und auf die günstigsten Karten noch 50% Rabatt bekommen. Kinderwagen und erste Babysachen gekauft und den riesigen Karton dank unserer zusammenklappbaren Sackkarre problemlos nach Hause transportiert. Eintrittskarten am Geldautomaten der Caixa Catalunya ausgedruckt.

Chicco Trio Enjoy - sahara

Donnerstag, 17. Januar
Zehn Uhr morgens wöchtentliche Versammlung mit meiner Forschungsgruppe an der Uni. Jede Woche muss ich neue Ergebnisse, Fortschritte und Erkenntnisse präsentieren. Gar nicht schlecht dieser Druck, da man so wirklich was machen muss um voranzukommen. Erste Simulationstests für Montag geplant. Verlaufen diese positiv kann ich anfangen mit dem Schreiben der Thesis und je nach verfügbarem Zeitrahmen weitere Verbesserungen und Themen einbauen. Vorlesungen von halb vier bis acht. Bin eher gegangen um rechtzeitig den Zug nach Barcelona zu erwischen. Treffen um neun in der Stadt mit Sidi. Einen Happen essen, zum Palau de la Música laufen. Schon um dieses Gebäude einmal ausführlich von innen zu betrachten hat sich der Eintritt gelohnt! Konzert von Miriam Makeba, der inzwischen 75jährigen "Mama Africa". Zusammen mit ihrer Enkelin und ihrer Band schrie, schmetterte, sang, tanzte, intonierte, fauchte und summte sie auf der Bühne. Ihre Erscheinung irgendwo zwischen stolzer Zulu-Kriegerin und raumeinnehmender afrikanischer Mama. Drei Zugaben, der fast ausverkaufte Palau de la Música gab Standing Ovations bei ausgeschaltetem Bühnenlicht, eingeschaltetem Saallicht und geöffnenten Ausgangstüren. Das letzte Mal kam sie bereits in Straßenkleidung und barfuß auf die Bühne. Ihr Abschied von Spanien... auf ihrer letzten Tournee. Noch was trinken mit Solange (Elfenbeinküste). Letzte Metro verpasst. Mit dem Taxi nach Hause gefahren. Wäsche aufgehangen. Schlafen.

Miriam Makeba

Freitag, 18. Januar
Einkaufen, Gas und Wasser bezahlen, immer mal wieder was für Avionix nebenbei erledigen. Statt die Metro zu nehmen bei schönstem Sonnenschein zügig in vierzig Minuten zum Zug gelaufen um auf mein tägliches Bewegungspensum zu kommen. Vorlesungen und Übungen in der Uni bis um neun. Abendessen um halb elf. Lesen. Schlafen.

Samstag, 19. Januar
Ausschlafen, spazieren gehen, weitere Sachen für Baby und Mann im WSV erstanden. Unterkünfte für die Hochzeitsgäste im Mai suchen. DVD "La vie en rose" geschaut, das Leben von Edith Piaf - ergreifend. Sie ist mit 47 Jahren gestorben, sah aus wie 90 und hatte in dieser kurzen Zeit wohl mehr als doppelt so viel erlebt wie mancher 90jährige.

Sonntag, 20. Januar
Wohnung putzen, Wäsche waschen, Blog schreiben :) Kaffeetrinkend lesend in der Sonne sitzen, spazieren gehen... und auf eine neue ganz normale Woche vorbereiten.