Dienstag, August 01, 2006

Bitte langsam rechts ranfahren...

Pünktlich zum 1. August schaltet Barcelona zwei Gänge runter. Die Stadtverwaltung und alle anderen öffentlichen Einrichtungen sind bis Ende des Monats komplett geschlossen, der Farbenladen nebenan hat zwei Wochen Ferien, der Bäcker nur noch Vormittag geöffnet, das Bekleidungsgeschäft an der nächsten Straßenecke ganze vier Wochen Urlaub. Meine Bar in Sant Just Desvern, wo ich jeden Morgen meinen Kaffee trinke und die aktuellsten Nachrichten in der Tagespresse studiere, schließt nächste Woche Freitag. Jede Besorgung wird zu einem Spießrutenlauf mit kurzen Verschnaufspausen an den roten Ampeln. Ich glaube, Fitnessstudio und Lidl lassen uns nicht im Stich! Barcelona vereinsamt, verlangsamt seinen pochenden Rhythmus, verödet... wenn da nicht die Touristen wären! Die halten die Stadt in Trab, lassen sie nicht zur Ruhe kommen, strömen in Scharen herbei - auch wenn ich nicht weiß, wie man die Stadt bei dieser Affenhitze noch genießen kann.

Und eben zu Beginn dieser allgemeinen Urlaubssaison, zum Aufbruch der Heerscharen in fremde Gefilde, zum Start der stressfreien Tage erwachen sie, die Staus und Streiks. 'El Prat', der Flughafen von Barcelona, wurde am Freitag komplett vom Bodenpersonal blockiert. Auf den Runways hatte man Busse und Schlepper geparkt, Check-In-Schalter waren nicht besetzt, hunderte Flüge wurden annuliert oder landeten verspätet und umgeleitet. Am Samstag wurde der Betrieb langsam wieder aufgenommen, doch die Verspätungen dauern bis heute an.

Ganz sicherlich hat die Stadtflucht auch ihre Vorteile - für die Daheimgebliebenen. In der Metro kann man auch am Nachmittag atmen, die Fenster lassen sich öffnen ohne dass die Lärmwelle einen zwei Meter rückwärts taumeln lässt, Tische in Restaurants müssen nicht vorher reserviert werden (Vielleicht sollte man doch anrufen, um sicher zu gehen, dass das Restaurant nicht Urlaub hat!), Museen verwandeln sich zu Oasen der Ruhe und locken mit Sonderaustellungen... nur der Strand bleibt bevölkert wie eh und je. Wo sonst sollen die vielen Touristen auch Abkühlung suchen?