Dienstag, Mai 15, 2007

Rund ums Essen und Trinken

Wie ist das: Zwei Wochen lang keinen Bohnenkaffee, keinen Alkohol, Milch nur in Form von Milchpulver und jeden Tag Reis? Gewöhnungsbedürftig. Nach unserer Rückkehr gab es erstmal Quark mit Pellkartoffeln und Leinöl!

Zum Frühstück isst man im Senegal meist Baguette mit Butter oder Marmelade (ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit?), am Wochenende auch mal Rührkuchen. Das Baguette kauft man übrigens in einer der vielen Bäckereien am Straßenrand und trägt es, in Zeitungspapier gewickelt, nach Hause. Zu trinken gibt es Milchkaffe. Dazu füllt man Milchpulver und Zucker in eine Tasse, heißes Wasser aus der Thermoskanne dazu, umrühren bis alle Klümpchen verschwunden sind und löslichen Kaffee (Nescafé) hinzu. Habe ich die Reihenfolge verändert, hatte ich immer Milchklumpen drin :(


Frühstück bei Fatou - man beachte auch den Chirorée-Ersatz-Kaffee

Im Haus von Fatou Cisse (Sidis Schwägerin, ihr Mann lebt in den USA) in Dakar gab es erst sehr spät Mittag - irgendwann zwischen 15 und 17 Uhr. Und eigentlich immer gab es Reis mit irgendwas. Reis mit geräuchertem Fisch, Reis mit Fleisch, Reis mit gebratenem Fisch, Reiß mit Gemüse, Reis mit roter Sauce... Der typische senegalesische Reis ist Bruch aus Langkornreis. Einmal hatten wir auch Couscous. Der senegalesische Couscous ist die Naturkostform des hellen marokkanischen Couscous: viel dunkler und nussiger im Geschmack.

Die Vorbereitungen für das Mittagessen beginnen zeitig. Eventuell müssen auf dem Markt noch Zutaten besorgt werden. Und auch das Kochen dauert lange, denn man stellt einen großen Topf auf einen kleinen Gaskocher und gart darin nacheinander Fleisch oder Fisch, Gemüse und zum Schluss Reis. Dann kommt alles in eine große Schüssel und wird auf den Boden auf eine vorher dort ausgebreitete Tischdecke gestellt. Gäste - gerade europäische :) - haben sich auf einen kleinen Hocker oder Schemel zu setzen, der Rest sitzt auf dem Boden und langt mit Hand oder Löffel zu. Um so eine Schüssel passen locker 10 Leute! Mir hat man vorher meist einen Pagne (Wickelrock) umgebunden, damit ich mir nicht meine Hosen bekleckere.

Thieboudienne oder Reis mit Fisch

Fatou, ich und Ndeye Khouma (Sidis Schwester)

Die Gastgeberin kümmert sich darum, dass jeder genug Fleisch abbekommt und den Gästen werden sowieso die besten Stückchen hingeworfen. Gegessen wird nur mit der rechten Hand, Knochen oder Gräten werden in die linke Hand gespuckt und dann auf die schöne weiße Tischdecke geworfen! Wer fertig ist mit Essen steht einfach auf, wäscht sich die Hände und trinkt dann erst Wasser oder Bisaap (gesüßter Aufguss aus Hibiskusblüten). Nix mit Sitzenbleiben, bis der letzte fertig ist mit Essen. Ganz praktisch, denn schon ist es nicht mehr so eng um die Schüssel. Jedesmal, wenn ich aufgestanden bin, war das Geschrei groß: Du hast gar nichts gegessen, du kannst doch nicht schon satt sein!

Abendessen gab es auch sehr spät - wie in Spanien, selten vor 22 Uhr. In Dakar haben wir dann alle an einem Tisch gesessen und mit Teller, Messer und Gabel gegessen. Wer fertig ist, steht trotzdem auf! Gebackenes Hähnchen (pikant gefüllt), gegrillter Fisch, einmal total weichgekochte Spaghetti (da ziehe ich den Reis vor), Salat aus Glasnudeln (mit Hühnchenfleisch, Krabben und frischer Minze - lecker!), Leber, Fischkroketten, Hammelinnereien, grüne Bohnen. Und einmal Lax (sprich: lach). Eine Art graubrauner Griesbrei mit Rosinen und Vanillejoghurt drüber.

Werbeplakat auf Wolof für Pasta: "Verkaufe mir Pasta!"

Thema Alkohol: Senegal ist ein größtenteils muslimisches Land (im Süden leben mehr Christen) und aus religiösen Gründen wird daher auf Alkohol verzichtet. Man kann an Tankstellen und in Épiceries (französische Feinkostläden) aber problemlos Wein, Whiskey oder Rum kaufen. In touristischen Gegenden kann auch Bier (lokale Marke: Gazelle) zum Essen bestellt werden. Da wir eigentlich immer in der Familie gegessen haben, war Alkohol nie ein Thema.

Auswärts Essen gehen ist, gemessen an europäischen Standards, relativ preiswert. In den größeren Städten gibt es zahlreiche "Fast Foods" oder "Restaurants" (auch Sidis Schwester Eva hat ein kombiniertes Fast Food-Restaurant) in denen man meist zwischen zwei bis fünf Gerichten wählen kann. Eine Hauptmahlzeit bekommt man in Dakar für ca. 1.000 FCFA (weniger als 2 Euro). Auf der Île Gorée (sehr touristisch!) bekommt man kein Essen unter 3.500 FCFA.