Samstag, Mai 09, 2009

Rosen, Bücher und Flipflops

Gestern überkam mich das kaum zu bändigende Bedürfnis barfuß von der Fakultät über die Wiese zum Zug zu laufen. Weg mit den Feinstrumpfsöckchen, den Absatzschuhen, Hosen hochgekrempelt. Wenn da nicht noch der Zebrastreifen wär und die Autobahnbrücke. Somit habe ich lieber bis zu Hause durchgehalten. Hier war dann allerdings keine Wiese mehr. Der Sommer ist endlich da, auch in Spanien angekommen. Ich hatte gestern Nachmittag zum ersten Mal in diesem Jahr Flipflops an.

Am 23. April war hier Sant Jordi, in vielen Ländern auch der internationale Tag des Buches. Barcelona verwandelt sich an diesem Tag in eine Stadt voller Rosen und Bücher. Auf allen Alleen sind Buchstände aufgebaut, an allen Straßenecken sitzen Rosenverkäufer. Der Rosenduft hat sogar den verfaulenden Müllcontainerodeur, der sich besonders bei warmem Wetter in einigen Gegenden penetrant breitmacht, zu überdecken vermocht. Männer bekommen an diesem Tag Bücher geschenkt, Frauen Rosen. Ich habe sogar eine vom departamento bekommen. Und ich musste an diesem Tag nachmittags unbedingt in die Stadt, um in der Masse zu flanieren, mich von der feierlichen Stimmung anstecken zu lassen. Natürlich mit dem Kinderwagen, obwohl mir Sidi gründlich davon abgeraten hatte. Ja, es war brechend voll, aber Ulrike und ich haben uns unseren Weg gebahnt, waren noch gemütlich Kaffee trinken und der Krümel hat wie immer wunderbar durchgehalten.

Zwei Tage später dann der Besuch der 'Feria de Abril' mit Bina und SEAT-Kollegen. Sevilla nach Barcelona geholt. Ein riesiger Jahrmarkt mit Essen, Tanzen, Fahrgeschäften, Zuckerwatte, Losbuden, jeder Menge traditioneller Kleider und Tänze. Je später der Abend, desto jünger das Publikum, hatte ich den Eindruck.

Leuchtendes Eingangstor zur 'Feria de Abril'

Überall südspanische Musik und jung und alt tanzte

Danach zwei Tage Flughafen Hamburg mit Übernachtung in Bremen bei Svenja. Wäre die Nacht doch nur länger gewesen, wir hätten sicher keinen Mangel an Gesprächsstoff erlitten. Was macht man als erstes, wenn man sich nur einmal im Jahr für zwölf Stunden sieht? Am besten verhält man sich so, als ob es das normalste der Welt wäre und man sich gestern erst auf einen Kaffee getroffen hätte... obwohl es wohl das surrealste der Welt ist.

Kurz darauf Geburtstag mit Regen bis mittags. Womit das geplante Picknick ins Wasser fiel. Also ein ruhiger Nachmittag mit Waffeln backen. Bina und Sandra zu Besuch. Binas vorerst letzter Besuch bei uns - Binas Abschied. So schnell vergehen drei Monate und man muss demjenigen entsagen, der doch gerade zur Gewohnheit geworden war.

Binas vorerst letzter Aufenthalt in unserer Küche.

Märchenstunde im Corte Inglés mit dem Krümel, Mittagessen bei Leonor auf der Terrasse, Muttertag in Spanien und auf dem Spielplatz Kraft tanken für eine neue verrückte Uniwoche. Die alljährliche Präsentation im departamento stand mir bevor inklusive ausformuliertem "Investigation Progress Report". Was habe ich während der letzten zwölf Monate gemacht, woran geforscht? Bin ich nah am Vorschlag für meine Doktorarbeit geblieben? Welche Ergebnisse kann ich vorweisen und wo wurden diese bereits VERÖFFENTLICHT? Ich habe mich ziemlich gut geschlagen, sogar objektiv gesehen. Und es war genau nach dieser Präsentation, als ich mir die Schuhe ausziehen wollte...

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Liebe Wendti,

es darf doch nicht langweilig werden; ich drücke dir für alle Projekte und Pflichten die Daumen!!!
Bine

7:36 AM  
Anonymous Bina said...

Ich komme wieder - in eure Küche, (wo auch immer die dann sein mag), eure Wohnung, eure Herzen - ganz egal.... Es war sooooooo schön bei euch!

8:16 PM  

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