Samstag, Mai 26, 2007

Berlin - eine deutsche Hauptstadt

Seit drei Monaten war ich nun schon nicht mehr in Deutschland. Keine lange Zeit, aber trotzdem ungewohnt.

Ich habe übrigens festgestellt, dass jeder Flughafen bzw. jede Stadt ihren ureigenen Geruch hat. So dringt mir in Barcelona nach der Landung als erstes "lejilla" (starkes chlorhaltiges Reinigungsmittel) in die Nase, in Berlin Tegel war es dezenter Frittengeruch - Pommes Schranke. Am Bahnhof Zoo kam noch eine Essenz Currywurst hinzu.

Und auch Deutschland entwickelt sich zu einem Land der Kontraste, der Gegensätze. Sind wir erst auf dem Weg in eine Klassengesellschaft oder haben wir sie schon? Modernste Displays in der Regionalbahn (sehr informativ meiner Meinung nach) schauen auf herrenlose Pfandflaschensammler auf der Suche nach den Cents, die sie in den nächsten Tag retten. Unser ach so tolles soziales Netz scheint mit immer gröberen Maschen gestrickt, Luft statt Substanz. Gut, dass ich nicht in die deutsche Rentenkasse einzahle. Wer weiß, ob ich je etwas davon sehen würde. Oh je, wenn so jeder denkt, dann kann es ja nur bergab gehen, gerade jetzt, wo wir doch den lang erwarteten Wirtschaftsaufschwung haben. Ich sage immer noch wir, nicht ihr! Das nur fürs Protokoll.

Und warum essen so viele Deutsche im Stehen und Gehen? Am Bahnsteig, wohin mein Auge blickt: Wiener Würstchen bekleckert mit Senf, Erdbeerkuchen, rustikales Vollkornbort und pappiges Knäckebrot auf Mundhöhe, ohne jegliche Chance den sofortigen Verzehr bis an ein ruhigeres Plätzchen mit Sitzgelegenheit hinauszuzögern. Vielleicht ist diese Eigenschaft eine Notwendigkeit um die uns nachgesagte Pünktlichkeit nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Spanier essen fast nie unterwegs. Wär ja auch noch schöner, wo es doch an jeder Ecke eine Tapas-Bar gibt. Und Spanier kommen ja auch chronisch zu spät. Vielleicht sollte ich besser sagen: In Spanien. Denn wo man lebt, da passt man sich an. Ich würde jedenfalls nie auf die Idee kommen mit daheim belegtem Vollkornbrot pünktlich zu einem Treffen zu kommen :)

Und bevor mein Zug gleich in Brandenburg Halt macht und ich nach über einem Jahr! endlich Bine wiedersehen darf, ein letztes Mal unverheiratet, noch ein Thema: Die Deutschen und die Mülltrennung. Die Folie vom Knäckebrot in "Aluverpackungen", die Pappe der Wiener in "Papier" und meine Fantaflasche am besten in die Tüte des Pfandsammlers. (Sie ist aber noch nicht leer...) Ich glaube, wir würden unseren Müll sogar wieder aus dem entsprechend gekennzeichneten Behälter rausholen und uns umentscheiden, wenn eine Stimme riefe: "Falsch geraten! Bitte versuchen Sie es noch einmal."

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

du erfrischt mich immer auf´s neue und versüßt durch deine art, die Welt wahrzunehmen und dies dann schriftlich festzuhalten, meine Tage! Dickes Bussi, Svenja

8:39 AM  

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