Kaolack
Wer dachte, alle Geschichten aus dem Senegal seien bereits erzählt, der irrt. Und wer aufmerksam die Karte mit unserer Reiseroute betrachtet hat wird sich fragen, warum Kaolack bis jetzt noch keine Erwähnung gefunden hat. Spielt diese Stadt doch in Sidis und meinem persönlichen Leben eine Rolle von größter Wichtigkeit.
Aber der Reihe nach. An einem Dienstag Vormittag wollten wir aufbrechen. Mit Babakar, unserem Chauffeur, in das Landesinnere vordringen. Da ich in der Nacht zuvor von Übelkeit und Erbrechen geplagt wurde, was auch am Morgen nicht nachließ und selbst der magenberuhigende Kräutertee von meinem Körper abgewehrt wurde, machten wir uns ohne Verzögerung auf den Weg um nicht in der größten Hitze fahren zu müssen. Ibou, ein Studienfreund von Sidi, war auch noch dabei. Unterwegs habe ich mehr gelegen als gesessen, merkte wie ich langsam anfing zu fiebern und war wütend auf mich selbst, da ich weder etwas von der sich langsam ändernden Umgebung noch von den interessanten Gesprächen im Auto wahrnehmen konnte. Erst auf dem Rückweg war es mir vergönnt respekteinflößende Baobabs zu bewundern, kleine verlassene Zicklein am Straßenrand, rostrote Termitenhügel, ausgetrocknete Salzebenen, Hütten von Eingeborenen und wunderbar fröhlich klingende Ortsnamen. Und immer wieder Fragen an Sidi, welche er nie müde wurde zu beantworten: Was ist das? Warum ist das so? Wie lange ist das schon so? Was bedeutet das? Eine Entdeckungsreise in seine Geburtsstadt...
Um die Mittagszeit kamen wir in Kaolack an und schon unterwegs, beim mehrmaligen Anhalten, hatte ich die immer heißer werdende Sonne auf Kopf, Nacken und Schultern gespürt. Gefühlte 45°C, wahrhaftig wohl nur 38°C im Schatten. Mit anbetungswürdiger Langsamkeit bewegten sich die Menschen um mich herum fort. Gerade schnell genug um nicht stehen zu bleiben und doch ausreichend langsam um nicht ins Schwitzen zu kommen. Alles war von Staub und hellem Sand bedeckt. Es gab ein kurzes Wiedersehen mit Sidis Tante (die mit dem Auto!), ich begrüßte schnell ein paar Leute und wurde dann in unsere Unterkunft bei einer weiteren Tante (Boury) geführt. Ich wollte einfach nur schlafen, statt dessen musste ich kleine Portionen Reis in mich reinzwängen, die ich, wie erwartet, natürlich nicht bei mir behielt.
Gegen Abend wurde Sidi die Sache langsam zu gefährlich und sein Onkel brachte uns in die nahe gelegene Klinik einen Freundes, wo wir gleich erstmal ordentlich ausgeschimpft wurden, warum wir keine Malaria-Prophylaxe hätten. Und ich wiederhole es gerne noch einmal: Ich hatte wirklich keine Malaria. Nicht eine einzige Mücke hat mich in den fast drei Wochen gestochen. Gegen Gelbfieber, Typhus und Hepatitis war ich natürlich geimpft. Um diese trockene Jahreszeit würde ich auch wieder ohne Prophylaxe reisen, zumal wir uns in ganz normalen Häusern, mit Mückenschutz vor jeder Tür und jedem Fenster, aufgehalten haben und eben fast keine Ausflüge in die umgebende Savannenlandschaft unternommen haben.
Der Arzt hat mich untersucht, wir haben auf englisch kommuniziert und kurz darauf lag ich im Bett mit einem Tropf am Arm, der erste von drei. Ich tippe auf NaCl, da ich seit der letzten Nacht kaum Flüssigkeit zu mir genommen hatte, ganz sicher bin ich mir da aber nicht. Hauptsache, es hat geholfen. Paracetamol, Antibiotika und die eben schon erwähnte Malariaprophylaxe wurden die nächsten Tage meine Begleiter und auch Sidis, denn ganz unberührt hat ihn das Essen dann auch nicht gelassen, obwohl es ihm nicht ganz so schlecht ging wie mir. Eigentlich sollte ich die Nacht "zu Hause" verbringen und am nächsten Morgen wiederkommen zum letzten Tropf, aber nachdem ich es grade bis auf den Flur geschafft hatte um mich dann bewusstlos Sidis Onkel in die Arme zu werfen (Ich glaube, er hat sich ziemlich erschreckt... Ist aber groß gewachsen und kräftig und hat mich nicht fallen lassen.), befand man es für angebracht, dass ich die Nacht im Krankenhaus verbringe. Übrigens kein billiges Vergnügen in einer senegalesischen Privatklinik.
Aus Solidarität und ganz viel Liebe blieb Sidi auch im Krankenhaus. Rose, die Krankenschwester, brachte eine Matte und ein Laken und Sidi machte es sich zu meinen Füßen auf dem Boden mehr oder weniger bequem. Ein paar Stunden später haben wir uns aber gemeinsam in das kleine Krankenbett gequetscht, weil es doch angenehmer war als auf dem Fußboden. Rose hat in dieser Nacht gewiss unzählige Male nach uns geschaut, uns zugedeckt und mir am nächsten Morgen verkündet, dass ich kein Fieber mehr hatte. Zum Glück! Bevor man mich aber entlassen wollte, musste ich wohl oder übel essen. Somit begab sich Sidi auf den Weg in die nächstgelegene Épicerie (Lebensmittelladen mit europäischem Angebot und wuchernden Preisen, meist von Franzosen oder Arabern geführt) und kaufte Kaffeepulver, flüssige Milch, Honig, Käse, Obst und Brot. Ich denke, dieser Einkauf war fast so teuer wie die Medikamente. Schade, dass dafür nicht die Auslandsreisekrankenversicherung aufkommt :) Die hat im Nachhinein nämlich die Kosten für Behandlung und Medikamente übernommen.
Wieder bei Sidis Tante Boury angekommen wurde ich freudig begrüßt und die folgenden Tage sehr behutsam behandelt. Salat statt Hammelfleisch, Nudeln statt Reis mit scharfer Soße und viele leckere Mangos. Endlich konnte ich mich daran machen, Sidis Geburtsstadt zu entdecken, inklusive Elternhaus - welches gerade im Umbau begriffen war - Schule, Markt und Rathaus. In Kaolack herrscht ein anderer Rhythmus: Die Stadt erwacht mit den ersten Sonnenstrahlen, die Stimme des Muezzins erschallt auffordernd zum Morgengebet und die Menschen begeben sich zur Arbeit, außerhalb oder zu Hause. In den heißen Mittagsstunden wirkt alles unwirklich und wie ausgestorben, nach dem Mittagessen folgt eine lange Teepause im Schatten des Baumes, der fast vor jeder Haustür zu finden ist. Man unterhält sich mit den Nachbarn über das aktuelle Tagesgeschehen, Leute kommen zu Besuch und wer bis zum Abendessen bleibt, der isst auch gleich mit. Sobald die Dunkelheit den Kampf gegen die rotglühend untergehende Sonne gewonnen hat, begibt sich jeder in sein Haus und bis zum nächsten Morgen passiert nicht mehr viel. Die Nächte kamen uns unwahrscheinlich lang vor in Kaolack...
Zur Gesprächskultur im Senegal gibt es auch einiges Interessantes zu berichten. Ich nehme fast an, dass es sich um ein gesamtafrikanisches Phänomen handelt. Trifft man jemanden Bekanntes oder ist man zu Besuch in einem Haus, so werden minutenlang Begrüßungs- und Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht... Wie geht es dir? Wie geht es der Familie? Wie geht es den Kindern? Wie geht es dem Feld? Wie geht es den Tieren? Ich hoffe, du hast letzte Nacht gut geschlafen. Ich hoffe, du wirst diese Nacht gut schlafen. Ich hoffe, es ist niemand krank. Sind diese Fragen alle oberflächlich beantwortet, passiert es oft, dass es einfach wieder von vorn losgeht. Wie geht es dir? Wie geht es der Familie? Wie geht es den Kindern... Das kann sich gut und gerne eine halbe Stunde hinziehen und danach ist eigentlich alles gesagt und man kann wieder gehen. So lief es bei den vielen Besuchen ab, die wir bekamen und die wir selbst gemacht haben. Nur mit Leuten, die Sidi wirklich nahe stehen, habe ich ihn intensivere Gespräche, über Politik und Lebensbedingungen zum Beispiel, führen hören.
Ein weiterer ganz normaler Bestandteil des guten Umgangs sind Geldgeschenke. Von Besuchern aus Europa wird schlichtweg erwartet, dass sie die "Daheimgebliebenen" finanziell unterstützen. Diese Erwartungshaltung wird nicht offen zur Schau gestellt, aber Sidi und seine Schwestern haben oft darüber diskutiert, ob diese Summe für jene Person ausreichend ist und die nächste Summe für eine andere Person angemessen. Da wir nirgendwo für Unterkunft oder Verpflegung zahlen mussten, haben wir mehr als die Hälfte unseres Reisebudgets für Geldgeschenke verwendet. Meist waren es nur kleine 5 oder 10 Euro-Beträge, die sich jedoch ruckzuck aufsummiert haben. Man muss bedenken, dass es sich wie ein Lauffeuer rumgesprochen hat, dass der verlorene Sohn nach über sechs Jahren endlich wieder im Land war, noch dazu mit seiner weißen Frau, und dementsprechend sind viele Leute in unseren Unterkünften ein- und ausgegangen. Das Geld wird auf ganz subtile Art und Weise überreicht, kurz vor dem Abschied unauffällig in die leicht geöffnete Handfläche des Gegenübers geschoben. Von einem Satz wie "Für die Kinder" oder "Für Gas" begleitet. Nie jedoch würde man sagen: "Kauf dir damit was Schönes!" Unangenehm waren mir allerdings Leute, die nach einer kurzen Begrüßung gleich wieder gehen wollten. Unhöflich nur das Geld in Empfang nehmend. Und sich hinterher fast noch beschweren, dass es zu wenig wäre. Das kam Gott sei Dank nur sehr selten vor.
Aber der Reihe nach. An einem Dienstag Vormittag wollten wir aufbrechen. Mit Babakar, unserem Chauffeur, in das Landesinnere vordringen. Da ich in der Nacht zuvor von Übelkeit und Erbrechen geplagt wurde, was auch am Morgen nicht nachließ und selbst der magenberuhigende Kräutertee von meinem Körper abgewehrt wurde, machten wir uns ohne Verzögerung auf den Weg um nicht in der größten Hitze fahren zu müssen. Ibou, ein Studienfreund von Sidi, war auch noch dabei. Unterwegs habe ich mehr gelegen als gesessen, merkte wie ich langsam anfing zu fiebern und war wütend auf mich selbst, da ich weder etwas von der sich langsam ändernden Umgebung noch von den interessanten Gesprächen im Auto wahrnehmen konnte. Erst auf dem Rückweg war es mir vergönnt respekteinflößende Baobabs zu bewundern, kleine verlassene Zicklein am Straßenrand, rostrote Termitenhügel, ausgetrocknete Salzebenen, Hütten von Eingeborenen und wunderbar fröhlich klingende Ortsnamen. Und immer wieder Fragen an Sidi, welche er nie müde wurde zu beantworten: Was ist das? Warum ist das so? Wie lange ist das schon so? Was bedeutet das? Eine Entdeckungsreise in seine Geburtsstadt...
Um die Mittagszeit kamen wir in Kaolack an und schon unterwegs, beim mehrmaligen Anhalten, hatte ich die immer heißer werdende Sonne auf Kopf, Nacken und Schultern gespürt. Gefühlte 45°C, wahrhaftig wohl nur 38°C im Schatten. Mit anbetungswürdiger Langsamkeit bewegten sich die Menschen um mich herum fort. Gerade schnell genug um nicht stehen zu bleiben und doch ausreichend langsam um nicht ins Schwitzen zu kommen. Alles war von Staub und hellem Sand bedeckt. Es gab ein kurzes Wiedersehen mit Sidis Tante (die mit dem Auto!), ich begrüßte schnell ein paar Leute und wurde dann in unsere Unterkunft bei einer weiteren Tante (Boury) geführt. Ich wollte einfach nur schlafen, statt dessen musste ich kleine Portionen Reis in mich reinzwängen, die ich, wie erwartet, natürlich nicht bei mir behielt.
Gegen Abend wurde Sidi die Sache langsam zu gefährlich und sein Onkel brachte uns in die nahe gelegene Klinik einen Freundes, wo wir gleich erstmal ordentlich ausgeschimpft wurden, warum wir keine Malaria-Prophylaxe hätten. Und ich wiederhole es gerne noch einmal: Ich hatte wirklich keine Malaria. Nicht eine einzige Mücke hat mich in den fast drei Wochen gestochen. Gegen Gelbfieber, Typhus und Hepatitis war ich natürlich geimpft. Um diese trockene Jahreszeit würde ich auch wieder ohne Prophylaxe reisen, zumal wir uns in ganz normalen Häusern, mit Mückenschutz vor jeder Tür und jedem Fenster, aufgehalten haben und eben fast keine Ausflüge in die umgebende Savannenlandschaft unternommen haben.
Der Arzt hat mich untersucht, wir haben auf englisch kommuniziert und kurz darauf lag ich im Bett mit einem Tropf am Arm, der erste von drei. Ich tippe auf NaCl, da ich seit der letzten Nacht kaum Flüssigkeit zu mir genommen hatte, ganz sicher bin ich mir da aber nicht. Hauptsache, es hat geholfen. Paracetamol, Antibiotika und die eben schon erwähnte Malariaprophylaxe wurden die nächsten Tage meine Begleiter und auch Sidis, denn ganz unberührt hat ihn das Essen dann auch nicht gelassen, obwohl es ihm nicht ganz so schlecht ging wie mir. Eigentlich sollte ich die Nacht "zu Hause" verbringen und am nächsten Morgen wiederkommen zum letzten Tropf, aber nachdem ich es grade bis auf den Flur geschafft hatte um mich dann bewusstlos Sidis Onkel in die Arme zu werfen (Ich glaube, er hat sich ziemlich erschreckt... Ist aber groß gewachsen und kräftig und hat mich nicht fallen lassen.), befand man es für angebracht, dass ich die Nacht im Krankenhaus verbringe. Übrigens kein billiges Vergnügen in einer senegalesischen Privatklinik.
Aus Solidarität und ganz viel Liebe blieb Sidi auch im Krankenhaus. Rose, die Krankenschwester, brachte eine Matte und ein Laken und Sidi machte es sich zu meinen Füßen auf dem Boden mehr oder weniger bequem. Ein paar Stunden später haben wir uns aber gemeinsam in das kleine Krankenbett gequetscht, weil es doch angenehmer war als auf dem Fußboden. Rose hat in dieser Nacht gewiss unzählige Male nach uns geschaut, uns zugedeckt und mir am nächsten Morgen verkündet, dass ich kein Fieber mehr hatte. Zum Glück! Bevor man mich aber entlassen wollte, musste ich wohl oder übel essen. Somit begab sich Sidi auf den Weg in die nächstgelegene Épicerie (Lebensmittelladen mit europäischem Angebot und wuchernden Preisen, meist von Franzosen oder Arabern geführt) und kaufte Kaffeepulver, flüssige Milch, Honig, Käse, Obst und Brot. Ich denke, dieser Einkauf war fast so teuer wie die Medikamente. Schade, dass dafür nicht die Auslandsreisekrankenversicherung aufkommt :) Die hat im Nachhinein nämlich die Kosten für Behandlung und Medikamente übernommen.
Im Haus von Tante Boury mit einer der zwei Hausangestellten. Als sie mitbekamen, dass wir Fotos machen wollen, haben sie sich extra ihr bestes Kleid aus dem Schrank geholt und drüber gezogen.
Alle Bewohner des Hauses von Tante Boury. Ihre Kinder studieren in den USA, ihr Mann ist "Business-Man" und viel im ganzen Land unterwegs.
Wieder bei Sidis Tante Boury angekommen wurde ich freudig begrüßt und die folgenden Tage sehr behutsam behandelt. Salat statt Hammelfleisch, Nudeln statt Reis mit scharfer Soße und viele leckere Mangos. Endlich konnte ich mich daran machen, Sidis Geburtsstadt zu entdecken, inklusive Elternhaus - welches gerade im Umbau begriffen war - Schule, Markt und Rathaus. In Kaolack herrscht ein anderer Rhythmus: Die Stadt erwacht mit den ersten Sonnenstrahlen, die Stimme des Muezzins erschallt auffordernd zum Morgengebet und die Menschen begeben sich zur Arbeit, außerhalb oder zu Hause. In den heißen Mittagsstunden wirkt alles unwirklich und wie ausgestorben, nach dem Mittagessen folgt eine lange Teepause im Schatten des Baumes, der fast vor jeder Haustür zu finden ist. Man unterhält sich mit den Nachbarn über das aktuelle Tagesgeschehen, Leute kommen zu Besuch und wer bis zum Abendessen bleibt, der isst auch gleich mit. Sobald die Dunkelheit den Kampf gegen die rotglühend untergehende Sonne gewonnen hat, begibt sich jeder in sein Haus und bis zum nächsten Morgen passiert nicht mehr viel. Die Nächte kamen uns unwahrscheinlich lang vor in Kaolack...
Einer der wenigen Touristen :) nach dem Obstkauf. Überall dienten übrigens die gleichen schwarzen Plastiktüten als Verpackung. Stabilere größere blaue konnte man sogar einzeln käuflich erwerben.
Zur Gesprächskultur im Senegal gibt es auch einiges Interessantes zu berichten. Ich nehme fast an, dass es sich um ein gesamtafrikanisches Phänomen handelt. Trifft man jemanden Bekanntes oder ist man zu Besuch in einem Haus, so werden minutenlang Begrüßungs- und Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht... Wie geht es dir? Wie geht es der Familie? Wie geht es den Kindern? Wie geht es dem Feld? Wie geht es den Tieren? Ich hoffe, du hast letzte Nacht gut geschlafen. Ich hoffe, du wirst diese Nacht gut schlafen. Ich hoffe, es ist niemand krank. Sind diese Fragen alle oberflächlich beantwortet, passiert es oft, dass es einfach wieder von vorn losgeht. Wie geht es dir? Wie geht es der Familie? Wie geht es den Kindern... Das kann sich gut und gerne eine halbe Stunde hinziehen und danach ist eigentlich alles gesagt und man kann wieder gehen. So lief es bei den vielen Besuchen ab, die wir bekamen und die wir selbst gemacht haben. Nur mit Leuten, die Sidi wirklich nahe stehen, habe ich ihn intensivere Gespräche, über Politik und Lebensbedingungen zum Beispiel, führen hören.
Ein weiterer ganz normaler Bestandteil des guten Umgangs sind Geldgeschenke. Von Besuchern aus Europa wird schlichtweg erwartet, dass sie die "Daheimgebliebenen" finanziell unterstützen. Diese Erwartungshaltung wird nicht offen zur Schau gestellt, aber Sidi und seine Schwestern haben oft darüber diskutiert, ob diese Summe für jene Person ausreichend ist und die nächste Summe für eine andere Person angemessen. Da wir nirgendwo für Unterkunft oder Verpflegung zahlen mussten, haben wir mehr als die Hälfte unseres Reisebudgets für Geldgeschenke verwendet. Meist waren es nur kleine 5 oder 10 Euro-Beträge, die sich jedoch ruckzuck aufsummiert haben. Man muss bedenken, dass es sich wie ein Lauffeuer rumgesprochen hat, dass der verlorene Sohn nach über sechs Jahren endlich wieder im Land war, noch dazu mit seiner weißen Frau, und dementsprechend sind viele Leute in unseren Unterkünften ein- und ausgegangen. Das Geld wird auf ganz subtile Art und Weise überreicht, kurz vor dem Abschied unauffällig in die leicht geöffnete Handfläche des Gegenübers geschoben. Von einem Satz wie "Für die Kinder" oder "Für Gas" begleitet. Nie jedoch würde man sagen: "Kauf dir damit was Schönes!" Unangenehm waren mir allerdings Leute, die nach einer kurzen Begrüßung gleich wieder gehen wollten. Unhöflich nur das Geld in Empfang nehmend. Und sich hinterher fast noch beschweren, dass es zu wenig wäre. Das kam Gott sei Dank nur sehr selten vor.
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