Ungerechtigkeit des Schicksals
Zerlumpt und muffig riechend kramt er nach Münzen in seiner Hosentasche an der leeren Mittagskasse im Supermarkt. Das laute Klimpern lässt große Schätze vermuten, aber er zählt mit zittrigen Fingern nur Fünfer, Zehner und ab und zu einen Fünfziger ab. Ein ansehnlicher Haufen Kleingeld türmt sich schnell gleich neben dem Scanner und im Gegenzug dafür nimmt er die Flasche mit der klaren, transparenten Flüssigkeit in Empfang. Er lässt sie langsam in eine einfache und viel zu dünne Plastiktüte gleiten, die sonst nur Tomaten oder Äpfel beherbergt. Seine Lippen beben, die Nasenflügel flattern, die Wangen sind von zu vielen kleinen roten Äderchen durchsetzt und seine Augen fixieren das soeben Erstandene erwartungsvoll und abgestumpft. Er ist zu knauserig, sich eine solide Transportmöglichkeit für seinen hart erkämpften Einkauf zu gönnen. Vielleicht fehlen ihm aber auch genau diese drei Cent. Locker baumelt das Wässerchen in seiner Hand und zieht dabei kräftig an der filigranen Tüte. Er bewegt sich schwerfällig auf den Ausgang zu, passiert die Schiebetür und schlurft noch zwei Schritte auf dem Bürgersteig, bevor die Flasche mit einem unsichtbaren Ruck der Tüte entkommt und zu seinen Füßen in hundert kleine Scherbenreste zerschellt. Das farblose Elexier verliert sich ungeniert in den schmalen Furchen zwischen den Pflastersteinen. Trauriger, enttäuschter und wütender auf sich selbst habe ich selten jemanden drein blicken sehen. Vielleicht sollte er es als Zeichen deuten!?
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