Sonntag, November 25, 2007

5 Sterne deluxe

Von Mittwoch auf Donnerstag haben wir feudal entspannt, gespeist und genächtigt - im "Grand Hotel La Florida" auf dem Tibidabo in Barcelona.

Das "petit chateau" La Florida

Hinaufgefahren gegen 16 Uhr genießt man eine spektakuläre Aussicht über die gesamte Stadt aus dem Funicular, der Seilbahn, die auf den Berg führt. Für unsere nächsten Besucher ist somit ein neues Ausflugsziel erkundet! Oben angekommen wurden wir mit Cava und frisch gepresstem Orangensaft begrüßt und durften unser Zimmer beziehen. Eine Terrasse so groß wie unser Wohnzimmer für uns alleine (natürlich wieder mit Blick über die Stadt), eine Dusche so groß wie unser Bad! Und das war noch keine Suite...

Unsere Sonnenterrasse

Blick von unserer Terrasse auf den beheizten Pool

Danach sind wir zu einem kurzen Spaziergang aufgebrochen. Gleich "um die Ecke" ist der Eingang zum Vergnügungspark Tibidabo. Unter der Woche kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind dort aber nur vereinzelte verirrte Touristen anzutreffen. Was sich schon eher lohnt, ist die Kirche "Sagrat Cor", Anfang des 20. Jahrhunderts nach dem Vorbild der französischen "Sacré-Coeur" erbaut. Innen sind kunstvolle Mosaike zu betrachten und die Besucher dieser Kirche kommen hauptsächlich zum Beichten. Man kann auf eine Klingel drücken und sofort erscheint ein Priester, der sich der Sünder annimmt. Wir haben beide jeweils eine Kerze angezündet und um Kraft für das nächste Jahr gebeten... Ich glaube, es ist gleich, ob ich als Protestantin dies in einer Synagoge, einer katholischen Kirche oder einer Moschee mache. Der Wille, die Absicht und der Glaube zählen.

Zurück im Hotel haben wir die "Spa Zone" aufgesucht: Sidi mit einem Buch in der Hand zum Entspannen, ich präpariert mit Badekleidung um im beheizten Innen- und Außen-Pool meine Runden zu drehen und dann im Whirpool zu relaxen.

Spa Zone - aktiv

Spa Zone - relax
(Wer findet den 6-Monats-Bauch?)

Gegen neun gab es Abendessen: Lauter exotische Leckereien, die mein Gaumen noch nie probieren durfte: Muscheln, Hummer, Steinbutt, Kokosreis, thailändische Grapefruit, äthiopischer Kaffee, Passionsfrucht. Sidi hat zu jedem Gang einen passenden Wein bekommen; ich fand mein Wasser gerade richtig um die vielen Geschmackssensationen nicht zu verlieren.

Speisen in der Orangerie

Die schönste Überraschung jedoch erwartete uns bei der Rückkehr auf unser Zimmer. Sidi hat zuerst den Schampus auf dem Tisch entdeckt; ich habe sogleich den warmen Schimmer durch die Badtür wahrgenommen... Kerzen, Rosenblätter, warmes Wasser mit herrlich duftendem Schaum. Ein gelungener Abschluss für eine extravagante Nacht!

Schampus und Schoki

Baden wie die Könige

Am nächsten Morgen gab es noch Jamon serrano, Queso manchego, frische Früchte und Croissants am Frühstücksbuffett, eine Führung durch die Küche und die Räumlichkeiten hinter Charme und Stil (Hier sieht es plötzlich gar nicht mehr so nach fünf Sternen aus...), einen kurzen Eintrag ins Gästebuch und schon mussten wir uns wieder auf den Weg nach unten begeben, bis in die Uni um genau zu sein. Jedoch komme ich nicht umhin zu behaupten, dass mir den ganzen Tag ein leichter Hauch von Luxus anhaftete :)

Montag, November 19, 2007

Jumbax

[dschumbach] heißt Bauchnabel auf Wolof. Heute früh konnte ich - ich glaube zum ersten Mal in meinem Leben :) auf seinen Grund spähen, nachdem der wasserdampfbeschlagene Spiegel die Sicht freigegeben hatte.

Sonntag, November 18, 2007

Streifzug durch das spanische Gesundheitssystem

Bis Mittwoch war ich mit dem spanischen Gesundheitssystem ganz zufrieden, fühlte mich ausreichend und recht fachmännisch betreut. Mittwoch Vormittag hat diese Meinung einen gehörigen Dämpfer erlitten!

Zum Einstieg: In Spanien gibt es eine gesetzliche Sozialversicherung mit nur einer staatlichen Krankenversicherung, die sogenannte Seguridad Social. Ist man Arbeitnehmer, Freiberufler oder Selbstständiger, zahlt man Beiträge. Ist man arbeitslos, krank, erwerbsunfähig, schwanger oder Rentner, erhält man Leistungen. Auch wer gar nicht registriert ist (Ausländer), hat immer Anspruch auf medizinische Grundversorgung. Über die Seguridad Social wird das komplette spanische Sozialsystem geregelt, ähnlich dem in der ehemaligen DDR. Alles wird in einen Topf eingezahlt, und aus diesem werden auch alle Ausgaben bestritten: Krankengeld, Kindergeld, Arbeitslosengeld, Rente, Sozialhilfe, ...

Speziell zum Gesundheitssystem: Es besteht Versicherungspflicht und man erhält eine Sozialversicherungsnummer, die ein Leben lang gültig ist. Außerdem erhält man im Gesundheitszentrum seines Stadtviertels eine Krankenversichertenkarte und bekommt dort auch einen Hausarzt zugewiesen. Jedes Wehwehchen muss nun zuerst dem Hausarzt vorgestellt werden, der einen dann, wenn notwendig, zum Spezialisten überweist, der normalerweise auch im Gesundheitszentrum ansässig ist. Bei Arztbesuchen ist immer ausreichend Wartezeit mitzubringen (... und ein gutes Buch), denn die Termine werden im 6-min-Takt vergeben. Manchmal dauert es ja wirklich nicht länger... Für das komplette Gesundheitszentrum gibt es eine zentralisierte "Theke", an der neue Termine gemacht werden, Überweisungen ausgestellt und Einweisungen ins Krankenhaus geschrieben werden. Immer schön mit Nummer ziehen und anstellen. So wie ich das kenne aus Spanien!

Und wie ist das jetzt mit den Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft? Bin ich ausreichend versorgt? Ich denke schon. Zumal bis jetzt zum Glück alles komplikationslos verlief. Jede schwangere Frau hat pro Trimester Anrecht auf eine Blutuntersuchung und einen Ultraschall. Hinzu kommen monatliche Termine bei Gynäkologe oder Hebamme zur Kontrolle von Gewicht, Puls usw. Bald kommt dann auch noch der Geburtsvorbereitungskurs dazu.

Meine erste Blutabnahme war ein kleiner Schock. Früh um halb neun habe ich mich mit ca. 20 bis 30 weiteren Personen in meinem Gesundheitszentrum eingefunden - auf nüchternen Magen. Wir wurden nach Namen aufgerufen und mussten unseren Zettel abgeben, auf dem stand, welche Analysen zu machen seien. Witzig ist es mit anzusehen, wie distinguierte Großmütter ihren mitgebrachten Urin, sauber abgefüllt in Röhrchen, dezent aus einer Prada-Papiertüte hervorzaubern :) Danach ging es eins fix drei in eine von vier Boxen - diese sind für die übrigen Wartenden einsehbar! Lautstarkes Aufregen, warum mein Arm noch nicht freigemacht war, abbinden am Oberarm mit einem normalen Gummiband und Knoten (Wusste gar nicht, dass es sowas noch gibt!) und der Rest dürfte ja bekannt sein. Sogleich wird man wieder hinausgescheucht, damit die Fließbandarbeit weitergehen kann. Immer nur schnell, schnell. Als Außenstehende diese Szene betrachtend, kommt es mir vor, als ob eine Gruppe von rosa Schweinchen auf ihr Rendezvous mit der Schlachtbank wartet, nur dass keines quiekt!

Und warum bin ich plötzlich unzufrieden? Weil diese Krankenschwestern einfach unfähig sind vernünftig Blut abzunehmen! Mittwoch musste ich mal wieder in ein anderes Gesundheitszentrum zum Blut abnehmen, weil dieses viel größer ist und dort mehr Tests möglich sind. Warum sollten sie auch das abgenommene Blut gesammelt dorthin transportieren, wenn sich jeder kranke Bürger prima zu Fuß dort hinbegeben kann??? Gar kein Problem im 6. Monat, ein Spaziergang! Zuerst musste ich ziemlich ekligen Glukosesirup trinken: kalt, auf nüchternen Magen, mit künstlichem Orangengeschmack. Ich weiß bis heute nicht genau, wofür das gut war. Dann warten, warten, minutenlanges Warten. Wie lange braucht denn Glukose, um ins Blut zu gelangen? Nach 90 min! durfte ich endlich in eine von den Boxen. Mein Arm war natürlich schon freigemacht! Ich wollte auf morgendlichen Anschiss verzichten. Abbinden, vergessen zu desinfizieren, Blut abnehmen, rausschicken. Ich habe ordentlich auf die Einstichstelle gedrückt, wie man es ja machen soll. Nach drei Minuten habe ich mich dann erdreistet nach einen Pflaster zu fragen. "Gibt es nicht! Weiter drücken!" Außerdem habe ich wohl eine falsche Vokabel verwendet. So hatte ich ihn doch, meinen morgendlichen Anschiss. Und genau wegen dieser Prozedur, wegen dieser "Freundlichkeit", wegen dieser Menschlichkeit bin ich gerade gar nicht mehr zufrieden mit dem spanischen Gesundheitssystem. Mal schauen, was mich im März im Krankenhaus erwartet!?

Samstag, November 17, 2007

Englisch für Fortgeschrittene

Zum Vervollständigen der Vokabelliste hier die neuesten Kreationen meiner Uni-Professoren:

[brick] - break
[ovahiet] - overhead
[kaus] - cause

... tu bie kontinjut...

Tagebuch

... vielleicht bin ich zu keinem anderen Zeitpunkt außer beim Scheiben gleichzeitig so konzentriert und gedankenverloren. Tage, Wochen, Monate rekapitulieren; aus der Ferne, von unten, oben, seitwärts betrachten; Zukunft planen; Träume bunt ausmalen, am liebsten ein bisschen über die Ränder drüber; feststellen, dass Zuckerwatte nicht reißfest ist, wenn man sich darauf fallen lässt; die harte Erde darunter schon...

Montag, November 12, 2007

Heißt hier irgend jemand Petra?

Ja, ich :( Und auf diesen Namen muss ich nun auch hören. Habe versucht es zu ignorieren, dagegen anzukämpfen, aber diese Spanier und Latinos (die Mehrheit meiner Uni-Kollegen) sind einfach störrischer... können meinen "richtigen" Namen kaum aussprechen ohne sich die Zunge dabei zu brechen. Sie würden es wirklich schaffen, sich diesen Muskel zu verletzen! Letzten Endes ist es wohl auch egal. Überall steht es: In meiner Geburtsurkunde, aber NICHT unterstrichen, jedoch an erster Stelle; auf meinem Personalausweis, auf meiner Tarjeta de residencia, auf meinem Studentenausweis, auf meiner Visa-Karte, auf meiner Krankenversichertenkarte. Sogar der Absender der Uni-Email-Adresse lässt starrsinnig "Petra" verlauten. Habe ich schon keine zwei Nachnamen, so habe ich doch wenigstens zwei Vornamen! Dumm nur, wenn der zweite Vorname mit in den Nachnamen aufgenommen wird. So habe ich auch erst heute entdeckt, dass mein Studi-Ausweis längst abholbereit auf mich wartete...

Samstag, November 10, 2007

Klopfzeichen

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, unwirklich. Für jemanden, der es nicht selbst erlebt hat, wahrscheinlich unvorstellbar, fast unmöglich nachzuempfinden. Anfangs fühlte es sich an, als ob ich einen Goldfisch im Bauch spazieren trage. Langsam ist daraus ein ganzer Goldfischschwarm geworden, der sich in letzter Zeit ziemlich kräftig und ziemlich häufig bemerkbar macht. Ich denke nicht, dass es ein Schriftsteller wird ;-) Alles deutet auf einen Fussballer hin!

Montag, November 05, 2007

Zitat

"Das Vergessen ist die Ohnmacht der Seele."
aus "Animal Triste" von Monika Maron

Samstag, November 03, 2007

Weihnachten im Lidl

Da ich immer noch nicht weiß, wo ich dieses Jahr Weihnachten verbringen werde und gestern im Lidl die große Schlacht losging, habe auch ich zugegriffen: Lebkuchen mussten in den Einkaufskorb.... mir war grad so :) und Feigenbrot. Jamaica-Rumkugeln und Turrón (spanischer Nougat, der in der Weihnachtszeit verzehrt wird). Nur beim Marzipanstollen bin ich standhaft geblieben. Dazu ist es wirklich noch zu früh! Außerdem kann ich den nicht kaufen :( Ich würde sonst die vielzähligen sächsischen Originalimporte verraten, an denen ich mich in Passau laben durfte.