Sonntag, Februar 24, 2008

Spanien, Schweden, Elfenbeinküste

Freitag war der letzte Vorlesungstag: nochmal zwei Präsentationen halten und eine Prüfung. Halb zehn abends war ich zu Hause. Ende nächster Woche weiß ich, ob ich alle meine vier Fächer (Modelling & Simulation, Numerical Treatment of Applications, Parallel Programming, High Performance Computers) bestanden habe. Eigentlich weiß ich das schon, die Frage ist also vielmehr, WIE GUT ich sie bestanden habe. Dann bleibt "nur" noch die Master-Thesis bis Mitte Juli. Ich sollte langsam mal anfangen ganze Sätze zu schreiben und meine vielen handschriftlichen Notizen zu digitalisieren. Und hier endlich mal ein paar meiner Kollegen und Kommilitonen, mit denen ich täglich zu tun habe.

Ein paar der 11 Leute von meinem Master inkl. Lola, eine Professorin
Emilio, 'Häuptling' unseres Fachbereichs, und einige meiner Kollegen

Samstag dann schnell ein wenig ausschlafen und auf ins große schwedische Möbelhaus. Wir brauchten noch eine Kommode, damit Babys Sachen auch irgendwo Platz finden und immer, aber auch IMMER, sammelt sich zusätzlicher Krimskrams in der riesigen gelben Tragetasche an. Alles nach Hause transportieren, Kommode aufbauen, Lebensmittel für die nächste Woche einkaufen, Wohnung putzen, Tapas vorbereiten. Ich hab mich dann mal auf dem Sofa ausgestreckt, Sidi hat senegalesischen Reis vorbereitet, denn Nawa und Solange (Elfenbeinküste) waren zum Essen eingeladen. Vergnüglicher Abend.

Solange und Nawa

Heute frühstücken mit und bei Sandra, Foto-Shooting mit Elisabeth (Ergebnisse gibt es hoffentlich im Laufe der nächsten Woche) und schon wieder ist das Wochenende vorbei :( Viel zu kurz!

Nächste Woche stehen "Hechelkurs mit Papis", Beratungstermin in meinem Krankenhaus "Hospital del Mar", noch ein bisschen Uni, Klinikkoffer vorbereiten und letzte Tage Zweisamkeit genießen auf dem Programm.

Emanzipation

Ich bezweifle, dass das der richtige Weg ist. Ich habe mich zwar für das Google - "Frauen in der Informatik" - Stipendium beworben, aber ich will keine Quotenfrau sein. Ich möchte in Spitzenpositionen gelangen, weil ich über die geforderten Qualitäten verfüge, und nicht, weil ich ein Kostüm trage, wo Busen und Arsch drin ist. Das norwegische Gesetz ist für mich kein Schritt zur Gleichberechtigung, sondern eine Diskriminierung meiner wirklichen Fähigkeiten :(

Freitag, Februar 22, 2008

Zitat

"Die Unaufrichtigkeit hat übrigens noch nie so hoch im Kurs gestanden wie heute. [...] Die Ära der Unaufrichtigkeit in voller Blüte. Unaufrichtigkeit ist viel schlimmer als Untreue, Falschheit oder Hinterlist. Wer unaufrichtig ist, belügt sich zunächst einmal selbst, nicht wegen irgendwelcher Gewissenprobleme, sondern zur wohligen Selbstbefriedigung, mit niedlichen Worten wie 'Scham' oder 'Würde'. Dann erst werden die anderen belogen, aber nicht mit ehrlichen und faustdicken Lügen, die Stunk machen - nein, mit kleinen kalorienarmen Lügen, Lügen light, die man mit einem Lächeln hingespuckt kriegt, als wollte man uns damit eine Freude machen."
aus "Die Reinheit des Mörders" von Amélie Nothomb

Sonntag, Februar 17, 2008

Krabbelkäfer

Manchmal, wenn ich früh aufstehen will, dann fühle ich mich wie ein dicker fetter hilfloser Maikäfer, der auf den Rücken gefallen ist und von selbst nicht wieder auf die Beine kommt... So ist das wohl in der 36. Woche - mein Leben als Wahl-Wal :)

Aber nicht mehr lang! Noch eine Woche Vorlesungen, Präsentationen und Ausarbeitungen in der Uni, dann wird alles ruhiger. Ab März werde ich wahrscheinlich zu Hause bleiben, laut Gesetz in Spanien stehen mir insgesamt 16 Wochen Mutterschutz zu.

Wunderbar: Ich kann nachts immer noch durchschlafen - keine Rückenschmerzen, kein Blasendruck, nur selten Wadenkrämpfe! Bis jetzt zum Glück noch keine Schwangerschaftsstreifen. Mädels, so schlimm ist es gar nicht :)

Keine Angst: Davor, dass ich mein Ausgangsgewicht nicht wieder hinbekomme. Habe jetzt insgesamt zwölf Kilo zugenommen und die kommen auch ganz gewiss wieder runter.

Zwiegespalten: Stehe ich bis jetzt noch den Spaniern und ihren Standardpraktiken bei Geburten gegenüber. Montag habe ich einen Termin im Krankenhaus und wir werden einige offene Fragen klären. Sie können mir ja nicht gegen meinen Willen eine Epiduralanästhesie verpassen!

Samstag, Februar 09, 2008

35. Woche

Fotos, endlich wieder Fotos!! Noch ein Monat, dann ist die Murmel wieder verschwunden... Wird auch langsam beschwerlich, beim Stiefel anziehen, Zehennägel schneiden und am Schreibtisch sitzen, wo Maus- und Tastaturkabel zu kurz sind.

Werde jetzt mein wohlverdientes Wochenende genießen, bevor es in die letzten drei Wochen Uni-Endspurt geht!








Dienstag, Februar 05, 2008

Sklaven der Technik

Wir sind wieder telefonisch zu erreichen! Nach nur vier Tagen :) Allerdings geht das Internet noch nicht und ich werde heute Abend alles neu konfigurieren müssen um es zum Laufen zu bringen... Ich habe ja sonst nichts zu tun! Vielleicht sollten wir doch über die Anschaffung eines Fernsehers nachdenken, allein um diese unvorhergesehenen abendfüllenden Tätigkeiten zu vermeiden.

Sonntag, Februar 03, 2008

Winterluft, Regenduft

Seit Samstag Mittag sind wir abgeschnitten von der Welt, nur die Tageszeitung hält uns auf dem Laufenden. (Sarkozy hat geheiratet, im Hafen von Barcelona hat es gebrannt, ...) Kein Telefon, kein Internet :( Habe beim Kundendienst von Tele2 angerufen und unseren Schaden gemeldet. Rufumleitung aufs Handy wurde eingerichtet. Vielleicht schaffen sie es bis Montag Mittag, dass ein Techniker nach dem rechten schaut. Wollten mir weismachen, dass es am Router läge, Kabel locker wären oder beschädigt. Wo wir doch nix angefasst haben, keine Katze in der Wohnung, die Kabel anknabbert, kein Kind, das Kabel aus Steckdosen zieht und die Hauptleitung des Telefons ist gar nicht mit dem Router verbunden!?

Fluch und Segen zugleich. Ich kann in Ruhe schreiben und Montag in aller Ruhe veröffentlichen. Ich kann allerdings nicht mal schnell nachschauen, ob "weismachen" wirklich weismachen geschrieben wird. Vielleicht heißt es auch weißmachen, waismachen, weysmachen!? Aber nein, kommt bestimmt von weise. Heißt es wirklich "nach dem rechten schauen"? Oder nach neuer Rechtschreibung eher "nach dem Rechten schauen"? Ich, die ich in Büchern, Texten und Artikeln nichts unästhetischer finde als Rechtschreibfehler!

Donnerstag war der letzte Ultraschall. Alles ist vorbereitet, korrekt positioniert, unauffällig. Aus den 2.500g müssen noch ein paar mehr werden, aber ansonsten haben wir uns endgültig an den Gedanken gewöhnt, dass eigentlich jeden Tag unsere kleine Familie um eins größer werden kann. Insgeheim hoffe ich, dass dies nicht vor Ende Februar geschieht. Noch vier Wochen durchhalten, kämpfen, ausharren. Am 27. Februar ist Notenschluss für meine vier Vorlesungen aus dem Master-Studium. Bis dahin gilt es noch fünf kleinere oder größere Projekte zu realisieren, zu jedem eine kurze Ausarbeitung sowie Präsentation anfertigen. Bereits gehaltene Präsentationen und Ausarbeitungen dürfen wir überarbeiten und erneut einreichen. Meine Abschlussarbeit sollte ich noch ein Stück voranbringen. Die ersten Tests verliefen positiv, die Ergebnisse könnten aber noch ein wenig poliert werden. Irgendwann werde ich auch Zeit haben zu erklären, was ich eigentlich den ganzen Tag in der Uni mache, worum es bei diesem ominösen Projekt geht und welchen Zahlen ein wenig Make-Up nicht schaden könnte.

Gestern war zwar erst Samstag, aber trotzdem schon Filmabend. DVD "Despues de la boda". (Natürlich hätte ich jetzt gern schnell den deutschen Titel recherchiert! Aber ohne Internet...) Eine dänische Produktion, gigantische Kameraführung, Nahaufnahmen von Momenten des wirklichen Lebens in all seiner Fragilität. Starke Seelen, schwache Körper und wir können nichts dagegen tun. Seit langem mal wieder geweint am Ende eines Films. Echte Tränen. 100% empfehlenswert. Irgendwie wissen die Nordlichter, wie man Filme macht. Haben wir jetzt schon öfter feststellen dürfen. Hingegen sind spanisches und französisches Kino oftmals nur eine Reihe "aneinandergeklatschter Muschepupu-Emotionen".

Heute wolkenverhangener Himmel in Barcelona: Winterluft, Schneeschmelzmilde, Regenduft. Durchmischt mit Schwaden von Zigarettenrauch, frischem Baguette, heißem Fett und altem Laub. Gestern frische Erdbeeren mit Vanilleeis gegessen, heute wieder die Heizung angestellt. Verkehrte Welt. Aber Regen, endlich Regen. Es sollte tagelang ausführlich regnen, denn die meisten Wasservorräte gehen zur Neige. Für Februar ist geplant den Wasserdruck nach unten zu regulieren, evtl zeitweise Wasserabschaltungen. Gleichzeitig werden nun gleich drei Meerwasserentsalzungsanlagen konstruiert. Mit großer Eile! Mir scheint, vorausschauendes Handeln war noch nie eine Stärke der Spanier.

Zeit nach Hause zu gehen. Genug gelesen, geschrieben und nachgedacht. Gebührend Leute beobachtet. Ausreichend Regentropfen an Fensterscheiben und in Pfützen unter Autorädern sterben gesehen.