Mittwoch, Mai 30, 2007

Berlin und jwd - Fotos

Bei Sabine in Brandenburg

Im Dom zu Brandenburg

Ausflug zum Blauen See bei Bad Erna

Die Kleene...

... und die Große

Schwanenidylle am Blauen See

Fertig fürs Klassentreffen

Schönborn - Waldbühne - Megaparty I

Schönborn - Waldbühne - Megaparty II

Verspätung bei Hin- und Rückflug, aber für 50 Euro insgesamt unschlagbar!

Landeanflug auf Barcelona, leider sehr diesig

Die Bahn

Im RE von Berlin Zoo nach Brandenburg:

"Auf folgenden Streckenabschnitten ist der Transport von Fahrrädern vorübergehend nicht möglich:
...
Die Bahn macht mobil!"

Samstag, Mai 26, 2007

Berlin - eine deutsche Hauptstadt

Seit drei Monaten war ich nun schon nicht mehr in Deutschland. Keine lange Zeit, aber trotzdem ungewohnt.

Ich habe übrigens festgestellt, dass jeder Flughafen bzw. jede Stadt ihren ureigenen Geruch hat. So dringt mir in Barcelona nach der Landung als erstes "lejilla" (starkes chlorhaltiges Reinigungsmittel) in die Nase, in Berlin Tegel war es dezenter Frittengeruch - Pommes Schranke. Am Bahnhof Zoo kam noch eine Essenz Currywurst hinzu.

Und auch Deutschland entwickelt sich zu einem Land der Kontraste, der Gegensätze. Sind wir erst auf dem Weg in eine Klassengesellschaft oder haben wir sie schon? Modernste Displays in der Regionalbahn (sehr informativ meiner Meinung nach) schauen auf herrenlose Pfandflaschensammler auf der Suche nach den Cents, die sie in den nächsten Tag retten. Unser ach so tolles soziales Netz scheint mit immer gröberen Maschen gestrickt, Luft statt Substanz. Gut, dass ich nicht in die deutsche Rentenkasse einzahle. Wer weiß, ob ich je etwas davon sehen würde. Oh je, wenn so jeder denkt, dann kann es ja nur bergab gehen, gerade jetzt, wo wir doch den lang erwarteten Wirtschaftsaufschwung haben. Ich sage immer noch wir, nicht ihr! Das nur fürs Protokoll.

Und warum essen so viele Deutsche im Stehen und Gehen? Am Bahnsteig, wohin mein Auge blickt: Wiener Würstchen bekleckert mit Senf, Erdbeerkuchen, rustikales Vollkornbort und pappiges Knäckebrot auf Mundhöhe, ohne jegliche Chance den sofortigen Verzehr bis an ein ruhigeres Plätzchen mit Sitzgelegenheit hinauszuzögern. Vielleicht ist diese Eigenschaft eine Notwendigkeit um die uns nachgesagte Pünktlichkeit nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Spanier essen fast nie unterwegs. Wär ja auch noch schöner, wo es doch an jeder Ecke eine Tapas-Bar gibt. Und Spanier kommen ja auch chronisch zu spät. Vielleicht sollte ich besser sagen: In Spanien. Denn wo man lebt, da passt man sich an. Ich würde jedenfalls nie auf die Idee kommen mit daheim belegtem Vollkornbrot pünktlich zu einem Treffen zu kommen :)

Und bevor mein Zug gleich in Brandenburg Halt macht und ich nach über einem Jahr! endlich Bine wiedersehen darf, ein letztes Mal unverheiratet, noch ein Thema: Die Deutschen und die Mülltrennung. Die Folie vom Knäckebrot in "Aluverpackungen", die Pappe der Wiener in "Papier" und meine Fantaflasche am besten in die Tüte des Pfandsammlers. (Sie ist aber noch nicht leer...) Ich glaube, wir würden unseren Müll sogar wieder aus dem entsprechend gekennzeichneten Behälter rausholen und uns umentscheiden, wenn eine Stimme riefe: "Falsch geraten! Bitte versuchen Sie es noch einmal."

Donnerstag, Mai 17, 2007

Rufisque

Vierzig Autominuten von Dakar entfernt und ebenfalls an der Küste gelegen befindet sich Rufisque. Hier wohnen Sidis Eltern zusammen mit einem Cousin und dessen Familie in einem Haus. Das Viertel, in dem das Haus steht, befindet sich etwas außerhalb und sieht aus wie gerade aus dem Boden gestampft. Nackte halbfertig anmutende Betonbauten geben der gesamten Umgebung etwas Vorläufiges, Temporäres. Zwischendrin finden sich wenige gestrichene Häuser und immer wieder abgesteckte Grundstücke, für die zukünftigen Bauherren.

Senegal ist größer als gedacht und es bleiben noch viele Städte zu erkunden!

Interessant beim Hausbau ist, dass die Steine vor Ort angefertigt werden und nicht auf langen Wegen mit dem Laster zur Baustelle geschafft werden müssen. Die Leute rühren ein Zementgemisch an, füllen es in eine Form, umdrehen, Form abziehen (wie im Sandkasten) und den Stein in der Sonne trocknen lassen. Am nächsten Tag kann er verbaut werden.

Verlässt man die Hauptstraße des Viertels, kommt man nur noch auf Sandwegen vorwärts. Heller, feiner, staubiger Sand. Ein Allrad-Jeep wäre empfehlenswert, bevorzugt werden jedoch Pferdetaxis als Fortbewegungsmittel.

Pferdetaxi in Rufisque

Sidi hatte mir von Senegals Stränden vorgeschwärmt: feinkörnig, weißsandig, wie in Malibu... Was wir in Rufisque sehen mussten, verschlug uns beiden den Atem: grauer Sand bedeckt mit grünen Algen, durchsetzt mit toten Quallen und übersät von Plastikmüll. Leicht fauliger Geruch und süßlicher Verwesungsgestank erreichte uns mit vereinzelten Windboen. Und in diesem Panorama spielten Kinder Fußball. Vor zwanzig Jahren hat Sidi an diesem Strand noch seine Uniskripten gelesen und Schülern Nachhilfe gegeben. Man hat die Gegend verkommen lassen statt sie touristisch zugänglich zu machen. Schade!! Wer tolle und gepflegte Strände will, der muss an die Petite Côte fahren. Dort gibt es sie.

Und an einem dieser Strände würden wir gern irgendwann ein Haus kaufen, naja, eigentlich in absehbarer Zukunft. Grundstücke mit Meerblick, 200qm, sind für 15.000 Euro zu haben. Noch 20.000 Euro hinzu und man hat auch sein Haus gebaut. Das kann man gut an Einheimische oder besser noch Touristen vermieten und hat selbst auch eine Unterkunft für den nächsten Urlaub. Bei Verwandten unterzukommen ist natürlich toll, aber man muss sich jedesmal an den Rhythmus eines Hauses gewöhnen und wie Sidi vorausgesagt hatte: Man ist nie wirklich allein.

Müll ist, in meinen Augen, eines der größeren Probleme Senegals, besonders Kunststoffe und Plastik. Fluch und Segen eines Entwicklungslandes. Als leichtes Verpackungsmaterial bevorzugt verfangen sich schwarze und blaue benutzte Folientüten in Sträuchern und Bäumen, Dosen und Flaschen wirbeln am Straßenrand umher. Dieses Zeug verrottet auch in fünfzig Jahren nicht! Die Lösung wäre Biokunststoff, für ein afrikanisches Land jedoch unerschwinglich und noch zu unerprobt in der Massenproduktion. Als wir nach Barcelona zurückkamen war unser erster Ausruf: Wie grün und SAUBER ist Spanien! Wer Barcelonas Straßen kennt...

Was fällt mir noch zu Rufisque ein... Es war der einzige Ort, an dem mir eine Schar Kinder hinterhergerannt ist: "Bonsoir Madame!" Eines lächelte strahlender als das andere, ältere Geschwister nahmen jüngere an die Hand und schubsten sie vor. Nachdem ich der ganzen
Gruppe die Hand gegeben hatte mit zahlreichen "Merci" und "Jerajef" (Wolof: Danke) dazu, sind sie laut lachend und rufend davongerannt.

Eine andere Kuriosität. Ich habe viele Wohnzimmer gesehen, der wahrscheinlich größte und prunkvollste Raum im gesamten Haus. Hier werden die Gäste empfangen. Meist befinden sich an allen vier Wänden riesige Sofas; aus Leder, wenn es der Status zulässt. Zweisitzer, Dreisitzer oder einzelne Sessel, so dass bequem Platz für bis zu zehn Personen ist. Werden es mehr, setzt sich der Rest in die Mitte auf den Teppich. Vorher Schuhe ausziehen nicht vergessen! Und auf den Arm- und Rückenlehnen dieser Sofas und Sessel liegen Häkeldeckchen in weiß oder beige. Zur Zierde, als Schmuck. Es sieht seltsam aus und man ist die meiste Zeit damit beschäftigt, diese Deckchen wieder an ihren
angestammten Platz zu beordern, oder die Arme nicht auf die Armlehne zu legen und sich eben nicht anzulehnen: Häkeldeckchen auf Leder, sehr gute Hafteigenschaften...

Und in einem dieser afrikanischen Wohnzimmer habe ich meinen senegalesischen Namen bekommen: Maimuna, oder kurz Munas. Mère Diop, eine alte weise Frau, befand Kerstin für unaussprechbar. Christine - wohlbekannt aus dem französischen - war immer noch zu europäisch. Daher bekam ich kurzerhand ihren eigenen Vornamen. Sehr passend übrigens, hatte doch drei Tage zuvor Maimuna, Fatous siebenmonatige Tochter, schon ihre Spuren an mir hinterlassen. Eine immer noch sichtbare kleine Narbe knapp unter dem linken Auge. Aus Aberglaube werden kleinen Kindern nur selten die Fingernägel geschnitten, jedoch war mein weißes Gesicht zu
exotisch um unbetastet zu bleiben.

Zweimal Maimuna :)

Frühstück in Rufisque - Rührei, Baguette und Instantkaffee

Sidis Eltern - Papa sitzt und Mama steht

Unser Lieblingsplatz auf dem Hof im Schatten eines Baumes. Das Tolle, man muss nicht warten, bis alle fertig sind mit Essen, sondern kann sich gleich hinlegen :)

Mango, Erdnuss, Kaschuapfel

Was für den Deutschen der Apfel, ist für den Senegalesen höchstwahrscheinlich die Mango - über 1000 Sorten werden weltweit kultiviert und immer ist eine gerade reif. Das Spektrum reicht von butterweich, zuckersüß und sonnengelb für Desserts bin hin zu hart, säuerlich und hellgrün für Salate. Typisch für den Senegal: Mangoplantagen und Straßenverkäufer. Ein Kilo ist für 400-500 FCFA zu haben (weniger als 1 Euro).

Die brauchen wohl noch drei bis vier Monate.

Mangoplantage in der Nähe von Rufisque.

Wer bis jetzt dachte, die Erdnuss (Wolof: gerte) ist eine Nuss, der hat sich leider getäuscht. Die Erdnuss gehört botanisch gesehen zu den Hülsenfrüchten und Senegal ist einer der Hauptexporteure. An den Straßenrändern kann man kleine, in Plastik abgepackte Portionen kaufen. Die Erdnüsse sind nur geröstet und gesalzen, aber es wurde kein Fett hinzugefügt. Sehr lecker, aber nicht empfehlenswert. Denn gerade diese Straßen'gerte' war wahrscheinlich der Grund für meine Nacht in der Privatklinik: dreimal Tropf, Antibiotikum und Malariaprophylaxe inklusive. Sidi hat ganz lieb auf einer Matratze auf dem Fußboden mit mir zusammen im Krankenhaus übernachtet!

Und auch die leckeren Cashewkerne sind keine Nüsse, sondern die Kerne des Kaschuapfels (Wolof: pom de acajou). Die Frucht an sich ist leider sehr schnell verderblich, aber die Kerne werden ebenfalls geröstet und gesalzen am Straßenrand verkauft.

Dienstag, Mai 15, 2007

Rund ums Essen und Trinken

Wie ist das: Zwei Wochen lang keinen Bohnenkaffee, keinen Alkohol, Milch nur in Form von Milchpulver und jeden Tag Reis? Gewöhnungsbedürftig. Nach unserer Rückkehr gab es erstmal Quark mit Pellkartoffeln und Leinöl!

Zum Frühstück isst man im Senegal meist Baguette mit Butter oder Marmelade (ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit?), am Wochenende auch mal Rührkuchen. Das Baguette kauft man übrigens in einer der vielen Bäckereien am Straßenrand und trägt es, in Zeitungspapier gewickelt, nach Hause. Zu trinken gibt es Milchkaffe. Dazu füllt man Milchpulver und Zucker in eine Tasse, heißes Wasser aus der Thermoskanne dazu, umrühren bis alle Klümpchen verschwunden sind und löslichen Kaffee (Nescafé) hinzu. Habe ich die Reihenfolge verändert, hatte ich immer Milchklumpen drin :(


Frühstück bei Fatou - man beachte auch den Chirorée-Ersatz-Kaffee

Im Haus von Fatou Cisse (Sidis Schwägerin, ihr Mann lebt in den USA) in Dakar gab es erst sehr spät Mittag - irgendwann zwischen 15 und 17 Uhr. Und eigentlich immer gab es Reis mit irgendwas. Reis mit geräuchertem Fisch, Reis mit Fleisch, Reis mit gebratenem Fisch, Reiß mit Gemüse, Reis mit roter Sauce... Der typische senegalesische Reis ist Bruch aus Langkornreis. Einmal hatten wir auch Couscous. Der senegalesische Couscous ist die Naturkostform des hellen marokkanischen Couscous: viel dunkler und nussiger im Geschmack.

Die Vorbereitungen für das Mittagessen beginnen zeitig. Eventuell müssen auf dem Markt noch Zutaten besorgt werden. Und auch das Kochen dauert lange, denn man stellt einen großen Topf auf einen kleinen Gaskocher und gart darin nacheinander Fleisch oder Fisch, Gemüse und zum Schluss Reis. Dann kommt alles in eine große Schüssel und wird auf den Boden auf eine vorher dort ausgebreitete Tischdecke gestellt. Gäste - gerade europäische :) - haben sich auf einen kleinen Hocker oder Schemel zu setzen, der Rest sitzt auf dem Boden und langt mit Hand oder Löffel zu. Um so eine Schüssel passen locker 10 Leute! Mir hat man vorher meist einen Pagne (Wickelrock) umgebunden, damit ich mir nicht meine Hosen bekleckere.

Thieboudienne oder Reis mit Fisch

Fatou, ich und Ndeye Khouma (Sidis Schwester)

Die Gastgeberin kümmert sich darum, dass jeder genug Fleisch abbekommt und den Gästen werden sowieso die besten Stückchen hingeworfen. Gegessen wird nur mit der rechten Hand, Knochen oder Gräten werden in die linke Hand gespuckt und dann auf die schöne weiße Tischdecke geworfen! Wer fertig ist mit Essen steht einfach auf, wäscht sich die Hände und trinkt dann erst Wasser oder Bisaap (gesüßter Aufguss aus Hibiskusblüten). Nix mit Sitzenbleiben, bis der letzte fertig ist mit Essen. Ganz praktisch, denn schon ist es nicht mehr so eng um die Schüssel. Jedesmal, wenn ich aufgestanden bin, war das Geschrei groß: Du hast gar nichts gegessen, du kannst doch nicht schon satt sein!

Abendessen gab es auch sehr spät - wie in Spanien, selten vor 22 Uhr. In Dakar haben wir dann alle an einem Tisch gesessen und mit Teller, Messer und Gabel gegessen. Wer fertig ist, steht trotzdem auf! Gebackenes Hähnchen (pikant gefüllt), gegrillter Fisch, einmal total weichgekochte Spaghetti (da ziehe ich den Reis vor), Salat aus Glasnudeln (mit Hühnchenfleisch, Krabben und frischer Minze - lecker!), Leber, Fischkroketten, Hammelinnereien, grüne Bohnen. Und einmal Lax (sprich: lach). Eine Art graubrauner Griesbrei mit Rosinen und Vanillejoghurt drüber.

Werbeplakat auf Wolof für Pasta: "Verkaufe mir Pasta!"

Thema Alkohol: Senegal ist ein größtenteils muslimisches Land (im Süden leben mehr Christen) und aus religiösen Gründen wird daher auf Alkohol verzichtet. Man kann an Tankstellen und in Épiceries (französische Feinkostläden) aber problemlos Wein, Whiskey oder Rum kaufen. In touristischen Gegenden kann auch Bier (lokale Marke: Gazelle) zum Essen bestellt werden. Da wir eigentlich immer in der Familie gegessen haben, war Alkohol nie ein Thema.

Auswärts Essen gehen ist, gemessen an europäischen Standards, relativ preiswert. In den größeren Städten gibt es zahlreiche "Fast Foods" oder "Restaurants" (auch Sidis Schwester Eva hat ein kombiniertes Fast Food-Restaurant) in denen man meist zwischen zwei bis fünf Gerichten wählen kann. Eine Hauptmahlzeit bekommt man in Dakar für ca. 1.000 FCFA (weniger als 2 Euro). Auf der Île Gorée (sehr touristisch!) bekommt man kein Essen unter 3.500 FCFA.

Samstag, Mai 12, 2007

In wenigen Minuten landen wir in Dakar!

Der Flughafen von Dakar heißt Yoff-Léopold Sédar Senghor International Airport und hat, wenn ich richtig gezählt habe, vier Gates! Immerhin konnten sie unser elektronisches Ticket ausdrucken :)

Bei der Ankunft - abends, 21 Uhr, die Sonne war bereits untergegangen - lag Dakar unter uns wie eine Gartenstadt. Überall Straßen mit Laternen und Einfamilienhäuser. Mal einstöckig, mal zweistöckig, selten dreistöckig. Diese Häuser prägen das gesamte Stadtbild von Dakar. Nur im Stadtkern haben einige Banken, Versicherungen, Hotels oder Botschaften Hochhäuser errichtet.

Die "Einreise" war das erste Hindernis. Alle Passagiere mussten einen Zettel ausfüllen: Name, Adresse, Geburtsdatum, Beruf, Aufenthaltsgrund, begleitende Mitreisende. Sidi hat sich fürchterlich aufgeregt und gefragt, seit wann das denn bitte schön von Nöten wäre. Wir haben keine Antwort auf diese Frage bekommen, sondern der Beamte hinterm Schalter hat aufgebracht auf einer Hausnummer unserer Adresse im Senegal bestanden. Nachdem unsere Pässe nach langem Schlange stehen um einen Einreisestempel reicher waren, konnten wir zu einem der beiden Gepäckbänder laufen, auf dem unsere Koffer schon ihre Runden drehten. Ausgang suchen, Gepäck noch einmal durchs Röntgengerät und dem Schweißdunst entfliehen.

Draußen war die Luft relativ angenehm - nachts sind zu dieser Jahreszeit zwischen 16 und 20°C und in Dakar geht immer ein leichter Wind. Wir haben Ausschau nach dem Chauffeur von Sidis Tante gehalten - Babacar, der uns zusammen mit Ndeye Khouma, Sidis Schwester, abholen wollte. Statt dessen hat uns Ibou, ein Studienfreund von Sidi, geholfen unsere Koffer in Sicherheit zu bringen und uns aus der Menschenmasse zu bugsieren.

Sidis Tante - im Hintergrund junge Männer bei der traditionellen Teezubereitung

Unser Mercedes mit Chauffeur Babacar - im Hintergrund das Stadion Léoplod Sédar Senghor von Dakar. Der Blick aus der Haustür unserer Unterkunft in Dakar.

Ibou und ich

Mit vorsichtigen Seitenblicken konnte ich meine neue Umgebung genauer unter die Lupe nehmen: Sofort wurde ersichtlich, dass ich in einem Land der Kontraste gelandet war - arm und reich, zerbeulter verrosteter alter Ford und blankgewienerter Allrad-Jeep, schwarz und weiß, Bettler in Lumpen, Geschäftsleute in westlichen Anzügen, ältere Menschen in traditioneller Kleidung...

Nachdem wir nach fast einstündiger Suche bei Chauffeur und Auto angekommen waren, hat Sidi den Verkehrspolizisten mit 5 Euro bestechen müssen (Wir hatten noch keine Landeswährung in den Taschen!), denn Babacar hatte angeblich falsch geparkt. 5 Euro sind über 3.000 FCFA - die Währung in vielen westafrikanischen Ländern - und für 3.000 FCFA bekommt man in Dakar drei Hauptmahlzeiten.

Senegal neex na!

Das ist Wolof, heißt soviel wie "Senegal gefällt mir" und wird "Senegal nächna" ausgesprochen. Will man Land und Leute abseits der Touristenhochburgen kennenlernen, so kommt man ohne Grundkenntnisse dieser Sprache nur schwer aus. Am besten, man "bucht" einen einheimischen Touri-Führer und Dolmetscher, der die eigene Sprache spricht - also Deutsch oder Spanisch, für eine beliebige Anzahl von Tagen, so wie ich es bei einigen Urlaubern gesehen habe. Ich hatte ja meinen privaten Reiseführer und kann außerdem den Band 89 aus der Kauderwelsch-Reihe "Wolof für den Senegal" empfehlen. Und ich will mich ja nicht rühmen, aber ich wage zu behaupten, dass mein Wolof jetzt besser ist als Sidis Deutsch. Mal schauen, wie es zu Bines Hochzeit ausschaut, schließlich wollte Sidi die Pimsleur Deutsch-Sprachkurs CDs jetzt endlich mal in Angriff nehmen...

Es ist wohl wahr, dass die Amtssprache im Senegal Französisch ist. Das trifft aber auch nur für die Ämter zu. Außerdem findet in den zwei Universitäten des Landes in Dakar und Saint-Louis und in den meisten Schulen der Unterricht auf Französisch statt. Die ältere Generation allerdings sowie die weniger gebildete Schicht und Nicht-Akademiker verständigen sich fast immer auf Wolof.

So konnte ich mich mit vielen Leuten nur mit Händen und Füßen verständigen oder mit Sidi als Übersetzer. Das wird auf die Dauer von 17 Tagen aber wirklich anstrengend. Ich kenn das ja... Ich habe nicht immer alles von den Gesprächen mitbekommen, gegen Ende unseres Aufenthalts wurde ich als Zuhörer allerdings langsam "gefährlich", da ich mir Dank konstant steigender Lernkurve meist den groben Kontext zusammenreimen konnte. Und alle unsere Gastgeber haben sich gefreut, wenn ich mich mit einem "Teranga bi rafet na" (Die Gastfreundschaft war wunderbar) von ihnen verabschiedet habe.

Drei von Sidis Geschwistern leben in den USA, einige Schwager und Onkels waren ebenfalls für lange Zeit dort. Mit denen hat die Verständigung wunderbar auf Englisch geklappt!

Mittwoch, Mai 09, 2007

Wieder daheim

Seit zwei Tagen schleiche ich nun schon um meinen Laptop wie die Katze um den heißen Brei. Von allen Seiten werden Stimmen laut: Wie war es? Erzähl endlich! Sidis Familie? Senegal!? Wie ist es dir in der fremden Ferne nur ergangen? Spann uns nicht länger auf die Folter!

Alle Anteilnahme und jedes Interesse ist mir lieb und teuer, aber ich will vermeiden 20 Mal am Telefon das gleiche zu erzählen oder sogar im Messenger zu schreiben. Bei den meisten habe ich mich schon kurz zurückgemeldet, der Rest kommt mit der Zeit und wird auch irgendwann angerufen. Nur nicht alle diese Woche! Ich bin nämlich grad dabei den Rest meiner Mandelentzündung auszukurieren. Die muss ich mir auf dem Rückflug eingefangen haben. Wir waren vom 6. auf den 7. Mai die ganze Nacht unterwegs. Wenig Schlaf und viel Warten auf unbequemen Flughafensitzen. Warum sind in Madrid im neuen Terminal Armlehnen zwischen den Sitzen? So kann man sich nicht mal hinlegen! Warum fängt in Dakar das Boarding eine Stunde und vierzig Minuten vor Abflug an? Aber dazu später...

Deckenkonstruktion des Terminal 4 (Iberia) am Flughafen in Madrid

Am Montag Vormittag um 11 Uhr waren wir endlich in unserer Wohnung in Barcelona angekommen. Die Pflanzen noch am Leben, dank nachbarschaftlicher Hilfe. Mein Fieber im Steigen begriffen. Übelkeit, Kopfschmerzen, Halsschmerzen. Abends gesellte sich Schüttelfrost dazu. Von Erkältung über Malaria bis hin zu einem neuen Rheuma-Schub ging mir alles durch den Kopf. Sidi hat sich rührend gekümmert: Tee gekocht, Stirn gekühlt, Pudding gekocht. Am nächsten Tag war ich beim Arzt und dem Antibiotikum sei Dank ist das Fieber weg und es geht wieder aufwärts.

In den nächsten Tagen werde ich hier über Begebenheiten, Traditionen, Erlebnisse und Gepflogenheiten aus Sidis Heimat berichten. Das wird kein Reisetagebuch werden und erst recht kein akkurates Logbuch, sondern Artikel zu Themen, die mir grad in den Sinn kommen.