Sonntag, Juli 26, 2009

Plitsch-platsch und uhhh-huuu-uuuuuuh

Die letzten zwei Uniwochen waren angefüllt mit Stillsitzen, Zuschauen und -hören. Ich war bei gefühlten zwanzig Verteidigungen von Master-Arbeiten und zwölf Disputationen zu Doktorarbeiten anwesend - in Wirklichkeit waren es wohl jeweils nur die Hälfte. Vollkommen ausreichend, wenn man bedenkt, dass erstere gut und gerne jeweils eine Stunde und letztere jeweils zwei Stunden dauern. Wir sind wirklich ein ziemlich großes departamento. Und dabei sind einige meiner Kollegen noch nicht fristgerecht fertig geworden und müssen im September oder Oktober nochmal nachlegen.

Um mittendrin eine gesellige Auszeit zu schaffen, hat letzten Samstag einer der zwei Professoren meiner Forschungsgruppe bei sich zu Hause zum Essen eingeladen. Wir fünf Master-Studenten bzw. Doktoranden waren jeweils mit Anhang willkommen. Jeder sollte etwas zu essen mitbringen. Also haben wir uns vor einer Woche in den Zug Richtung Sant Cugat del Vallès gesetzt und fanden uns nach knapp einer halben Stunde in einem Garten mit Swimmingpool, großer Terrasse und zweistöckigem Einfamilienhaus wieder. Hatte ich nun gedacht, dass es wirklich nur ums Essen und gesellige Zusammensitzen geht, so lag ich bei den Spaniern natürlich wieder falsch. Nein, meine Profs brauchen Action und haben erst in Bikini und Badehose eine Runde im Pool geplanscht und nach dem Essen durften wir auch noch alle zum Karaoke antreten! SingStar auf der Playstation. Tja, nachdem ich schon rausgefunden habe, dass Doktoren nur ganz normale Menschen sind, sind es Professoren wohl auch. Trotzdem ein komisches Gefühl... ich überlege gerade ob ein Passauer Prof mit uns in seinen Pool gehüpft wäre :)

Meine Forschungsgruppe "Waldbrände" (v. l. n. r.): Andrés (Katalonien), Tomàs (Katalonien), Hisham (Palästina), Anna (Katalonien), Mónica (Argentinien), Dario (Paraguay).

Krümel hat der Pool sichtlich gefallen...

... auch wenn es kurzzeitig etwas nasser wurde.

Mit Anna beim Planschen.

SingStar - noch nie gespielt, leider nicht gewonnen. Zum Glück waren auch englische Lieder dabei, denn bei spanischer Popmusik hätte ich sicher haushoch verloren... da ich meistens deutsches Radio höre...

Krümel nach dem Mittagsschlaf - etwas stutzig über das Gegröle der Erwachsenen.

Samstag, Juli 25, 2009

Always grooving, forward-moving

Seien wir ehrlich: Bevor ich nach Barcelona gekommen bin, hatte ich noch nie etwas von Nina Simone gehört. Dennoch war eines ihrer Lieder Eröffnungsmusik des Tanzes bei unserer Hochzeitsfeier und Sonntag vor zwei Wochen waren wir beim Konzert. "Sing the truth - A tribute to Nina Simone" mit Lizz Wright, Simone (ihrer Tochter), Angelique Kidjo und Dianne Reeves. Denn Nina Simone ist bereits 2003 verstorben. Sie hat sich in der Bürgerrechsbewegung der USA in den 60er Jahren engagiert und wurde durch ihre oft "unbequemen" Texte bekannt.

Nina Simone

Die Atmosphäre war einfach berauschend. Im Teatre Grec auf dem Montjuïc unter freiem Himmel. Nachts, mit Sternen und lauen Temperaturen. Die zur Internationalen Weltausstellung 1929 errichtete und einem alten griechischen Freilichttheater nachempfundene Lokalität war ausverkauft - knapp 2.000 Zuschauer. Und vier starke beeindruckende schwarze Frauenstimmen. Zum Schluss hatte ich wirklich Tränen in den Augen, so kraftvoll, motivierend und ausdrucksstark sind die Lieder.

Teatre Grec (ohne Bestuhlung)

Nach dem fast zweistündigen Konzert sind wir zur Metro geflitzt. Sonntags fährt diese ja leider nur bis 24 Uhr. Mein regelmäßiges Walken hat mir gezeigt, dass ich gut in Form bin. Kaum außer Puste und auch noch mit Absätzen unterwegs :)

Freitag, Juli 24, 2009

On the road again

Da bin ich wieder, jetzt sogar schon in Ferienlaune, denn heute war mein letzter Arbeitstag an der Uni. Bis September werde ich nicht mehr nach Cerdanyola fahren. Der Krümel geht morgen das letzte mal in die Krippe und hat dann ebenfalls Sommerferien. Der Tantenbesuch ist (leider) auch schon wieder verschwunden und so werde ich die letzten Tage vor dem Abflug nach Deutschland nutzen um ein paar Dinge auf meiner to-do-Liste abzuhaken - neben Koffer packen, Frisör, Tasche und Schuhe kaufen eben auch hier einige Updates.

Bereits zwei Wochen ist es her, jedoch noch nicht in Vergessenheit geraten. Am 9. Juli fuhr bei uns die Tour de France vor der Haustür vorbei. Stünden nicht so viele Bäume in unserer Straße, wäre der Balkon ein prima Aussichtspunkt gewesen. Somit haben wir uns allerdings nach unten begeben und an den Straßenrand gestellt. (Und ich finde die vielen Bäume in unserer Straße den Rest der Zeit übrigens super, denn sie spenden prima Schatten.)

Schon Tage vorher hatten die Absperrungen begonnen, Donnerstag frühmorgens wurden Satellitenwagen vom Fernsehen positioniert. Nachmittag gegen 17 Uhr war es dann soweit. Bei tröpfelndem Regenwetter hatten sich entlang der Strecke einige Zuschauer eingefunden, in ihrer Anzahl wahrscheinlich nicht ausreichend um die "Große Gelbe Welle" durchzuführen. Man hatte vorher nämlich gelbe Plakate verteilt, welche sich die Zuschauer bei der Ankunft des ersten Fahrers über den Kopf halten sollten. Aus der Luft gefilmt, wurde ein einzigartiger Effekt erwartet. Aber die Spanier sind für so etwas doch viel zu unorganisiert und reaktionsträge :) Hätte ich es nicht gefilmt, selbst ich hätte den ersten Fahrer verpasst. Es ist und bleibt ein schnelles Rennen und kein Schaufahren für die Zuschauer... zzzsssummmmm...

Das Hauptfeld hat sich dann mit ordentlich Wind bemerkbar gemacht, war aber auch in weniger als zwei Minuten an uns vorüber gebraust. Dafür vorher tagelanger Aufwand, Werbung, Kampagnen? Für zwei Minuten Wind... vielleicht sollte ich das nächste Mal doch ins Camp Nou zum Fußball gehen: Da bekommt man mindestens neunzig Minuten Unterhaltung geboten!

Juhu, gleich gehts los!

Wir konnten sogar mit gelben T-Shirts dienen.

Das Hauptfeld mit den Nachzüglern der "Gelben Welle" im Hintergrund.

Donnerstag, Juli 23, 2009

Süd-Nutella

Die Rezeptur ist nicht überall gleich. In Europa wird Nutella nach zwei verschiedenen Rezepturen hergestellt, der sogenannten Nord-Nutella und der Süd-Nutella. In Deutschland wird die Nord-Nutella vertrieben, welche mattglänzend und streichfest ist und einen etwas höheren Kakaogehalt hat. Süd-Nutella ist glänzender und weicher und nach dem in Südeuropa vorherrschenden Geschmack etwas süßer und nussiger. Sie wird in Frankreich, Spanien, Italien sowie Teilen der Schweiz verkauft.

Zeitweise zu süß und im Sommer definitiv zu weich, eigentlich flüssig. Jaja, ich weiß, Nutella soll nicht in den Kühlschrank...

Freitag, Juli 03, 2009

Purzelpfunde

Langsam aber sicher mache ich mir doch Sorgen... ich habe schon wieder ein Kilo abgenommen - statt zu. Was jeder Frau zu Luftsprüngen Anlass geben würde, versetzt mich nur in großes ungläubiges Staunen. Wie kann das sein? Denn ich passe natürlich auch noch in meine normalen Sachen. Und die Hälfte ist bald geschafft! Vielleicht liegt es daran, dass ich das Cortison vor über zwei Monaten abgesetzt habe, man bei der Hitze ohnehin nicht so viel isst, ich keinen Appetit auf Schokolade, Kekse & Co habe? Was es auch sein mag... ansonsten scheint alles bestens.

Donnerstag, Juli 02, 2009

Und am Wochenende?

Kommt Krümels Tanten-/Onkelunterstützung. Über zwei Wochen haben wir dann volles Haus - zwei Esser mehr, aber auch vier Hände mehr. Die werden jedoch meist am Strand zu finden sein :)

Die letzten Wochenenden waren angefüllt mit allerlei Aktivitäten. Spielplatz und Park sind Standard nach dem Frühstück oder vor dem Abendessen.

Aber wir waren zusätzlich bei "Poesia en Acció" im Ateneu Barcelonès. Dort haben in einem wunderbaren Innenhof Kinder von lokalen Schulen ihre selbstgeschriebenen Gedichte zum Thema Frieden in Palästina vorgetragen, manchmal sogar in tadellosem Englisch!

Der Krümel hatte zwischenzeitlich Ohrentzündung mit Fieber und fehlendem Appetit. Drei Tage ohne Essen haben sich gleich bemerkbar gemacht und ich wurde auf dem Spielplatz von fremdem Eltern angesprochen, ob mein Sohn krank sei, er hätte so abgenommen. Man sieht sich, man kennt sich.

In der Krippe wurde eine Fiesta zum Kursabschluss organisiert. Zum Glück geht der Kurs aber noch bis Ende Juli! Alle Gruppen haben einen Tanz einstudiert und vorgeführt, hinterher wurden die ältesten mit ihren drei Jahren ins Schulleben entlassen - mit "graduation hat". Nun gut, die Jüngsten haben nicht wirklich getanzt, sondern waren mit großen Augen und offenen Mündern fasziniert von der Masse an Publikum, der sie auf einmal gegenüberstanden.

Letzten Samstag dann Spazieren am Strand mit Alice. Farggi am Strand ist übrigens 100% nicht empfehlenswert: Eis überteuert, Service mies und Kellnerinnen unfreundlich. Sonntag Mamas kinderfreier Nachmittag. Kino und Bummeln mit Sandra. "Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft" läuft in Deutschland leider erst am 13. August an - eine mutige, ehrliche Frau. Bewundernswert.

Mit zwei Organisatoren von Poesia en Acció im Innenhof des Ateneu

Krümel haben die Goldfische mehr interessiert als die Vortragenden.

Feier in der Kinderkrippe - die "Schildkröten" als San Fermin verkleidet.

Abendessen bei uns war ja auch noch - mit Rosa, Carles, ... - Mitschüler von Sidis bestandenem katalanischen Abitur aus der Abendschule.

Spaß auf der Strandpromenade

Krümels erfrischendes Bad nach einem heißen Sommertag

Mittwoch, Juli 01, 2009

Autokindersitz

Laut Gesetz müssen in Deutschland Kinder bis zu 12 Jahren, die kleiner als 1,50 Meter sind, im Auto in Kindersitzen untergebracht werden. In Spanien übrigens nur bis 1,35 Meter - sind eben kleiner, die Spanier ;-) Wenn man kein Auto hat und sich auch kein Auto ausleiht, hat man demnach auch keine Sorgen. Jedoch stehen die Ferien vor der Tür und Schönborn verfügt weder über Metro, noch über Straßenbahn, noch über ein zuverlässig funktionierendes Busnetz, gerade in der Ferienzeit. Damit werden Fahrten im vierrädrigen motorisierten Untersatz unerlässlich. Für Schönborn und Umgebung ist das Problem gelöst. Aber wir fahren für ein verlängertes Wochenende mit dem Zug nach Bremen. Familienfreundlich umweltbewusst. Und was machen wir in Bremen ohne Autokindersitz? Wenn man nämlich auch noch nach Bremerhaven will und Cuxhaven und und und. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Zumal sich sogar das als kompliziert herausstellen würde!

Google hat sicher eine Antwort. Dieses Problem haben Eltern bestimmt ständig und es wird ein Leichtes sein in einer Großstadt für ein paar Tage günstig an einen Kindersitz zu kommen. Weit gefehlt. Allen Tipps aus diversen Foren bin ich nachgegangen: ADAC, Kinderschutzbund, Autovermietungen, Pro Familia, Mehrgenerationenhäuser ... Fehlanzeige - FAST überall. Besonders die großen serviceorientierten Autovermietungen (Sixt, Europcar, Avis, Hertz) neigen zu enormen Fehlleistungen in ihrem Service: Sie verleihen Kindersitze grundsätzlich nur mit Leihfahrzeug und kassieren dann 9 - 12 Euro - PRO TAG PRO SITZ! Doch zum Glück gibt es STARCAR. Hier bekomme ich nun einen Autokindersitz ohne Leihauto für 2,49 Euro pro Tag. Das nenne ich ein vernünftiges Angebot. Hoffentlich klappt auch alles. Bis August kann noch viel passieren...