Dienstag, Oktober 30, 2007

Was ist eigentlich ein [katsch]?

Langsam habe ich mich daran gewöhnt, dennoch schmerzen meine Ohren jedes Mal aufs Neue. Die Spanier können, wenn sie wollen, daran liegt es nicht. In englisch kommunizieren, meine ich. Nur die klaffende Lücke zwischen gesprochenem und geschriebenem Wort bleibt wohl für alle Zeiten unüberwindbar.

Mit [katsch] bezeichnen sie hier übrigens den Cache (schneller Puffer-Speicher der CPU für meine Nicht-Informatiker). Ein weiterer beliebter Fauxpas ist [moddel-dreiven] (model-driven). Nur, wenn ich Oropax reinmach, dann versteh ich gar nichts mehr :(

Alte, Blinde, Behinderte... und Schwangere

Gestern, als ich mit dem Zug von der Uni heim fuhr, waren alle Sitz- und die meisten Stehplätze ausgefüllt mit ausländischen Bau- und Gastarbeitern. Zwanzig Minutzen Zugfahrt im Stehen über mich ergehen lassen? Alles, was an kleinem Kugelbäuchlein vorhanden ist, habe ich mutig rausgestreckt unter meinem geschlossenen Trenchcoat... und zum ersten Mal wurde mir auf Grund besonderer Umstände ein Sitzplatz angeboten :)

Sonntag, Oktober 28, 2007

Nationalsch... tolz!?

"Benvinguda als Estudiants Internacionals de Prostgrau". So lautete der Titel der Veranstaltung am 18. Oktober im unieigenen Kinosaal. Ein offizielles Willkommen für die internationalen Doktorandenstudenten. Auf katalan. Für die Leute aus aller Welt... die manchmal kaum spanisch sprechen, weil es für einen Master oder PhD einfach nicht Voraussetzung ist, denn an fast allen Lehrstühlen kann man auch auf englisch kommunizieren.

Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch bin ich mit einigen Master-Kommilitonen trotzdem hingegangen. Von den 13 Master-Studenten am Lehrstuhl für "Computer Architecture and Operating Systems" sind wir 12 Ausländer und ein "Quoten-Katalane" :)

Die Veranstaltung ließ sich auf spanisch an. Einmal kurz wurde in die Runde gefragt, wer kein spanisch versteht. Circa der halbe Saal meldete sich, aber das war anscheinend kein Grund, die Sprache zu wechseln. Bei mir wurde die erste Gänsehaut sichtbar, in der Reihe vor uns erstes unruhiges Gemurmel.

Zielbewusst und gewohnt spanisch-rasant wurden wir an der wunderbaren einzigartigen UAB begrüßt. Was wir für ein Glück hätten, dort studieren zu dürfen. Privilegiert seien wir. Einzigartige Zukunftsaussichten lägen vor uns. Meine Gänsehaut war ausgereift und mein Hals begann langsam anzuschwellen. Einige Asiaten in den vorderen Reihen warfen sich fraglose Blicke zu.

Und plötzlich wurde mein Hals ziemlich dick: Als nämlich ein Ecuadorianer und eine Mexikanerin von ihren Integrationserfahrungen an der Uni und in Katalonien berichteten. Weiterhin auf spanisch. Ich habe wirklich nichts gegen Latinos, aber für mich ist das so, als ob ich als Deutsche einen Diskurs in Wien halte... über meine Integrationsbestrebungen. Auf deutsch: lächerlich! Was sollen da ein Japaner, ein Marokkaner, ein Engländer sagen? Deren Muttersprache nicht spanisch ist!

Aber vielleicht läuft das hier so in Katalonien... Es gab ja nicht umsonst den Gesetzesvorschlag, den Zutritt zur Uni per Sprachtest zu regeln: Nur wer katalan beherrscht, sollte studieren dürfen. Spanier wie Ausländer gleichermaßen von der Regelung betroffen. Forschung adé, Diskriminierung hallo. Nach zwei Tagen wurde der Vorschlag wieder fallen gelassen. Aber allein der Gedanke, dass es Leute gibt, denen diese Ideen im Kopf herumspuken... noch einmal: lächerlich!

Sonntag, Oktober 07, 2007

Internationales Namensrecht

Aus gegebenem Anlass habe ich mich während der letzten Woche mal intensiv mit dem "Internationalen Namensrecht" auseinandergesetzt. Schmerzlich war der Kampf. Ich bin als Verlierer hervorgegangen :(

Unser Traum: Unser Kind kommt eines Tages in Spanien zur Welt und wird einen Nachnamen nach spanischem Brauch bekommen: Seck Wendt. Der erste Nachname des Vaters plus der erste Nachname der Mutter. Klangvoll, modern, der Umgebung angepasst. Keine dummen Sprüche: "... y tu segundo apellido?"

Der festen Überzeugung waren wir, dass das natürlich funktionieren würde, nie haben wir einen Gedanken daran verschwendet, dass es Probleme geben könnte, weil keiner von uns beiden spanischer Nationalität ist. Was will ich auch mit der spanischen Staatsangehörigkeit, eine EU-Staatsangehörigkeit ist ja ausreichend.

Und dann habe ich einfach mal im Internet recherchiert, mich durch PDFs von deutschen Botschaften und Konsulaten in Spanien gewühlt und immer wieder das gleiche lesen müssen:

"Sofern die Eltern eines Kindes keinen gemeinsamen Familiennamen führen, muss vor der erstmaligen Ausstellung eines deutschen Ausweispapiers für dieses Kind zunächst dessen Familienname für den deutschen Rechtsbereich festgelegt werden. Dies geschieht durch eine Erklärung der Eltern zur Namensführung des Kindes. Beide Eltern müssen für die Abgabe der Erklärung persönlich zur Auslandsvertretung kommen. Sie können bestimmen, ob das Kind den Namen des Vaters oder der Mutter als Familiennamen führen soll. Sofern ein Elternteil ausländischer Staatsangehöriger ist, besteht auch die Möglichkeit, die Anwendung des ausländischen Namensrechts zu wählen (z.B. bei einem spanischen Elternteil kann das Kind auch die ersten „apellidos“ der Eltern erhalten)."

Für unseren Nachwuchs kommt also nur deutsches Recht in Frage (Seck oder Wendt) oder eben senegalesisches Recht (laut BMI Seck).

Ernüchterung, Diskussionen, Streit, Enttäuschung, Tränen. Kein Chamäleon-Spross, sondern wieder ein Ein-Namen-Bürger. Was wird sich durchsetzen - Tradition oder Emanzipation? Wer wird gewinnen - Macho oder Feministin? Was wird es werden - Seck oder Wendt? Zum Glück lässt sich Seck im deutschen Sprachraum ganz problemslos verstehen, aussprechen und aufschreiben.

Und wer weiß, vielleicht sind wir in fünf Jahren gar nicht mehr in Spanien. Dann sind wir vielleicht froh drum, dass der Nachwuchs wie seine Eltern auch nur einen Nachnamen hat.

Bleibt für uns nur noch eine Aufgabe: Dem spanischen Beamten bei der Registrierung der Geburt im Registro Civil klarmachen, dass in die Geburtsurkunde KEIN "Seck Wendt" geschrieben werden darf, sondern nur "Seck". Denn sonst würden Geburtsurkunde und Ausweis oder Pass nie übereinstimmen!? Ein ganz normaler Fall, der durchaus öfter vorkommen würde, wie man mir bei der deutschen Botschaft versicherte.

Samstag, Oktober 06, 2007

Familienrasselbande

Ende August bis Mitte September stand unser ganz eigener Familienmarathon auf dem Programm - drei Wochen Dauerbesuch ohne Luftholen. So haben Cousins und Schwesterherz endlich einmal mein neues altes Lebensumfeld begutachten können.

Obwohl ich wegen der Arbeit nicht allzu viel Zeit hatte, so hat es doch einige sehr schöne Aktivitäten gegeben: Strandnachmittag, Essen im La Fonda, hausgemachte Sushi, DVD-Abend, Tapas in der Rambla de Poble Nou, Abzappeln in der diobar, selbstgemachte Saté-Spieße und gebackene Bananen...

Alle haben sie Barcelona zu Fuß und mit der Metro erkundet. Der Touri-"Kutsch-mich-durch-die-Gegend"-Bus kommt wohl eher bei meinen Besuchern 40+ an :) Mit pepecar war sogar ein Ausflug im Mietauto drin - ohne Schrammen, Beulen oder Verletzte im katalanischen Verkehrsgewusel!

Im Nachhinein betrachtet, vergingen die Tage und Wochen viel zu schnell, waren die Gespräche nie lang genug... und ich habe mindestens eine Woche gebraucht um mich vom üppigen täglichen Frühstücksbrunch wieder auf mein dezentes Schüsselchen Cornflakes umzustellen!

Cousin Andi mit Freundin Nadine

Montag, Oktober 01, 2007

Omas 80. Geburtstag

Die Heimatbesuche scheinen dieses Jahr kein Ende zu nehmen. Mitte August war es schon wieder so weit. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen: Ich sitze mehr im Flugzeug, als vor dem Schreibtisch... Das stimmt natürlich nicht!

Und da ich versuche, immer mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, standen an besagtem Wochenende auch gleich noch Pommers Küche, Rallye Monte Lugau und das 3. Highland Game in Stechau auf dem Programm.

Zu sehr später Stunde in Pommers Küche: Weinbeseelt und halb totgequatscht - Katrin, Sunny und ich

Bei Omas Geburtstag: Die Sternchen des Abends...

... neben Oma, versteht sich.

Altersdurchschnitt gehörig nach unten gedrückt und vor lauter Torte fast zerplatzt

Sonja und Papa