Sonntag, November 30, 2008

Incognito

Wer sind sie, die fünfzehn bis zwanzig Leute aus aller Herren Länder, die im Durchschnitt jeden Tag meinen Blog besuchen in der Hoffnung auf neuen Lesestoff und aktuelle Illustrationen. Bei einigen Orten bin ich mir ziemlich sicher wer dahintersteckt und sende hiermit herzlichste Grüße nach Jena, Garching, Dresden, Berlin, München und Monterrey. Sieht die Weltkarte allerdings so wie heute aus, dann frage ich mich ehrlich, ob MapLoco zuverlässig arbeitet und ich mich nicht schleunigst nach einer neuen Besucherkarte umsehen sollte.

Besucher vom 30/11/2008

Was war dieser Blog anfangs, vor mehr als zwei Jahren? Eine bequeme Möglichkeit Freunde und Bekannte schnell und problemlos über Neuigkeiten zu informieren und sie an meinem nicht ereignislosen Leben im Ausland teilhaben zu lassen.

Was ist dieser Blog mittlerweile? Archiv, Gedächtnisstütze, Fotoalbum, Aushängeschild, Visitenkarte, Ratgeber, Buchempfehlung, Zeitvertreib, Stadtführer und vieles vieles mehr.

Was wird dieser Blog nie sein? Mein Tagebuch, das wird immer noch und für immer auf Papier geführt, auch wenn die Einträge darin in letzter Zeit nur sehr spärlich vierteljährlich vorgenommen werden. Einfach weil man mit einem Stift in der Hand ganz anders schreibt als mit den Fingern auf der Tastatur. Und Papier ist auch viel persönlicher.

Allen eine friedvolle Vorweihnachtszeit!

Ganz der Papa...

Samstag, November 29, 2008

Le Nozze Di Figaro

Mittwoch Abend war es endlich soweit: Mein erstes Betreten des Gran Teatre del Liceu, dem Opernhaus von Barcelona. Um 19h haben wir uns mit Heidy, Alberto, Jose Luis und Magda getroffen um einer einführenden Erklärung des Werkes zu lauschen. Auf Katalanisch. Zugegeben, ich habe nicht wirklich viel verstanden. Hätte nichts gegen einen Abstecher am Buffet und ein Glas Cava gehabt ;-) Zumindest hatte ich ausgiebig Gelegenheit die toten Nager und Raubtiere zu betrachten, die an diesem Abend mit Vorliebe von den weiblichen Zuschauern ausgeführt wurden. Die Temperaturen draußen gaben aber auch allen Grund dazu.

Blick von der Bühne in ein voll besetztes Publikum

Im Spiegelsaal

Kurz vor 20h haben wir uns auf unsere Plätze im zweiten Rang begeben und der Zauber nahm seinen Lauf. Nach knapp vier Stunden inklusive Pause - die Sitze waren bequem - sind dann alle Leute mit einem seligen Lächeln zu den Ausgängen geströmt. Leider konnte ich mich nicht allzu aktiv an nachfolgenden Gesprächen über die Qualität des Soprans der Gräfin Almaviva, die Kargheit des Bühnenbildes oder die Interpretation der Verwendung von bestimmten Requisiten beteiligen. Dazu fehlt uns als Opern-Beginnern die Erfahrung. Meine zweite Vorstellung war es, nach der "Zauberflöte" 2004 in Wien.

Aber ich denke, einmal Oper im Jahr, das könnte sich arrangieren lassen. Je nachdem, was auf dem Spielplan steht. Preislich gesehen ist es auch nicht teurer als jedes Popkonzert der oberen Kategorie, zum Beispiel Madonna in Berlin - nur dass Popstars keine drei Stunden durchhalten. Orchester und Darsteller in der Oper schon.

Im Anschluss an die Vorstellung waren wir noch einen Happen essen um den Abend ausklingen zu lassen, dann schnell mit dem Taxi heim und halb drei todmüde ins Bett gefallen. Schließlich war der Krümel nicht in der Oper und kräht jeden Morgen zwischen sieben und acht wie eh und je nach seiner Flasche. Seit gestern habe ich nun mal wieder Halsschmerzen. Das liegt definitiv am fehlenden Nager!

Montag, November 24, 2008

Sonntags-Socialising

Wozu sind Wochenenden denn da, wenn nicht zum Pflegen alter, Auflebenlassen vernachlässigter und Beginnen neuer Freundschaften. So haben wir gestern einen kleinen Marathon sozialer Aktivitäten gewonnen.

Running-Sushi All-you-can-eat im Kirin mit Ulrike und Thomas. Dieses Treffen war lange erwünscht und trotz sorgfältiger Planung oft verschoben. Einmal im Stadtzentrum haben wir die Gelegenheit genutzt um mit Alice und Walter ein Glas Wein im Matamala zu genießen. Wieder zu Hause diente der angebrochene Abend uns und unseren neuen Nachbarn Alfonso und Freundin (ich hab den Namen schon wieder vergessen, aber sie kommt aus Uruguay) zum gegenseitigen Vorstellen und Kennenlernen bei Tee, Kaffee und Stollenimport aus Deutschland.

Walter... bald selber Papa?

Und schneller als gedacht, erhofft, gewünscht stehe ich wieder im Montags-Chaos einer neu anbrechenden Woche. Morgen kommt neuer Besuch aus Deutschland, Mittwoch gehen wir in die Oper zur "Hochzeit des Figaro" von Mozart (Spieldauer 3h:45 - ich hoffe auf bequeme Sitze, trotz Pause!) und Donnerstag muss ich mal wieder meinem Rheumatologen einen Besuch abstatten. Alles Vorhaben, die dem Exposee meiner Doktorarbeit leider nicht besonders zuträglich sind. Aber bis Weihnachten sind schließlich noch vier Wochen.

Sonntag, November 23, 2008

Miriam in Bcn

Nach vielen verpassten Möglichkeiten, ungenutzten Chancen und unmöglichen Gelegenheiten hat es Anfang November endlich geklappt und Miriam hat als Schlafgast unsere neue Wohnung eingeweiht. Ein gemütliches Wochenende mit viel Sonnenschein, lecker Essen, dampfendem Kaffee, gemütlichen Gesprächen und quirligem Krümel - wer sonst steht seit dessen Geburt im Mittelpunkt?!

...

Gleich gibt es lecker Paella!

Brot schmeckt schon.

Samstag, November 22, 2008

Krümels Reich

Katalanisch lernt der Krümel von seiner Erzieherin Nuria

Hier spielt, schläft und isst er, von montags bis freitags, von neun bis fünf. Hatte ich schon erwähnt, dass die Entgelte für Kinderbetreuung in Spanien nicht an das Gehalt gekoppelt sind? Je weniger man verdient... man zahlt immer den gleichen Preis. Entweder man kann es sich leisten sein Kind in die Krippe zu bringen, oder es muss bei Oma und Opa bleiben. Somit haben Krippenkinder hier fast einen privilegierten Status, nichts von wegen Rabenmutter!

PS: Fotos sind schon etwas älter, von Mitte September.

Meistens schaff ich ihn morgens hin und Papa holt ihn Nachmittag ab.

Dienstag und Freitag steht Englisch auf dem Stundenplan, Freitag zusätzlich noch Sport. Früh übt sich, was ein Meister werden will... Armer Krümel!

Freitag, November 21, 2008

Einen Monat später

Ich hatte es mir wirklich ganz fest vorgenommen für gestern, nach genau einem Monat: endlich Fotos von der Kamera runter und rein in den Blog, Text dazu. Aber wieder wurde daraus nichts. Chronischer Zeitmangel bedingt durch viel Besuch diesen Monat, Arbeit und Hausarbeit bindet mir die Hände zusammen und fesselt meine Finger. Ich sitze zwar den ganzen Tag vor dem Computer, aber bei zwei Jobs überrascht das nicht wirklich; immer eine To-Do-Liste neben mir, welche ich entweder erweitere oder versuche abzuarbeiten. Und abends habe ich mir in den letzten Tagen den Luxus gegönnt zeitig (vor 24Uhr) ins Bett zu gehen und noch ein wenig zu lesen. Die deutschen Bücher aus der Bibliothek bei uns um die Ecke kann ich schließlich nicht andauernd verlängern. Ansonsten quäle ich mich mit meinem "thesis proposal" herum - dem Exposee für meine Doktorarbeit. Vor Weihnachten muss alles eingereicht und abgesegnet sein.

Takusan Ediciones hat endlich wieder ein Buch veröffentlicht von der mozambikanischen Schriftstellerin Paulina Chiziane - ein Update der Homepage steht, wie man sehen kann, auch noch aus - und veranstaltet am 3. Dezember ein Symposium mit afrikanischen und katalanischen Schriftstellern. Nach einem Jahr im ruhigen Fahrwasser kommt endlich wieder Schwung in unser ambitioniertes Projekt.

Dienstag, November 18, 2008

Arroz a la cubana

zitiert von www.tagesthemen.de

Also, bei uns kommen da immer noch Zwiebel, Wiener und Kräuter in die Sauce. Ich finds eigentlich ganz lecker und schnell gehts auch!! Aber ansonsten... hoher Wahrheitsgehalt der Aussagen im Artikel - besonders über die spanische Zubereitung von Spiegelei!

"Paella, Tapas, Arroz a la cubana - die spanische Küche strotzt vor Köstlichkeiten ... Stopp! Arroz a la cubana? Reis auf kubanische Art, das klingt verführerisch, doch die Zutaten dieses Gerichts lassen nur einen Schluss zu: Dahinter steckt keine Kochkunst, sondern Politik.

In der an Überraschungen wahrlich nicht armen spanischen Küche gibt es ein Gericht, das alle anderen an Merkwürdigkeit übertrifft, gebratene Stierhoden, Eintopf aus erlesenen Innereien und turbosüße Nachspeisen inbegriffen. In Touristen-Restaurants wird es eher selten gereicht - aber auf den Mittagskarten der von Einheimischen frequentierten Kneipen hat es seinen festen Platz: "Arroz a la cubana", Reis auf kubanische Art.

Allein der Name löst beim iberischen Küchenneuling schon haltlose Phantasien aus: hochblaue Himmel, knackige Körper, schneeweiße Strände, garniert mit allem, was das türkisfarbene Meer an Essbarem so hergibt. Wenn also der Kellner das Mittagsmenü runterrasselt, wird ab "Arroz a la cubana" einfach nicht mehr zugehört und nur noch bestellt.

Was dann allerdings kommt, ist geeignet, den Höhenflug der Phantasie in einer Bruchlandung enden zu lassen: Ein Haufen weißer, gekochter Reis, ein Klecks roter Sauce, im besten Fall aus frischen Tomaten, im schlimmsten aus Ketchup (das nicht mal diesen Namen verdient) und ein Spiegelei - wobei erschwerend hinzukommt, dass der Spanier Spiegeleier nicht auf herkömmliche Weise brät, sondern in siedendem Olivenöl jämmerlich ersaufen läßt. Das Ganze wird dann miteinander vermischt und irgendwie aufgelöffelt.

Kein Kellner will oder kann sagen, was diese kulinarische Kreation mit Kuba zu tun hat. Beinharte Recherchen im Internet auf spanischen Kochseiten ergeben immerhin, dass dieses Gericht auf den Kanarischen Inseln extrem bekannt und beliebt ist. Wobei kanarische Leckermäuler empfehlen, neben frischem Basilikum auch noch gebratene Bananen zuzugeben - was geschmacklich kaum zur Verbesserung beitragen dürfte und wieder mal den Verdacht erhärtet, dass die Kanaren mit Spanien eher wenig gemeinsam haben. Auf denselben Seiten wenden spanische Exil-Kubaner ein, dass die Verwendung von Basilikum auf der Zuckerinsel eigentlich selten und das ganze Rezept dort überhaupt eher unbekannt sei.

Was uns einen entscheidenden Schritt weiter bringt: "Arroz a la cubana" ist gar kein Mittagessen, sondern der letzte Dienst des ehemaligen spanischen Mutterlandes an der gewesenen Kolonie, verloren im Horrorjahr 1898. "Arroz a la cubana" ist purer Widerstandskampf gegen die kubanische Diktatur, gegen Fidel und seine Vasallen! Der karge Reis, der tröstlich-rote Tomatenklecks, das Glück versprechende Ei - alles Symbolik für die desolate politische, wirtschaftliche und versorgungstechnische Lage auf Kuba!! Wer es bestellt, zeigt seine Solidarität. Und das ist nicht wenig für den Spanier, der ein ordentliches Mittagessen ordinärer Politik allemal vorzieht."